Der Gebetsaufruf für Bayram war, dass der Herr ihm beistehen
würde, denn er hat noch ein halbes Jahr Militärdienst zu tun.
Meine Gebete für Bayram gingen zu Gott – meine Gedanken
zu dem jungen Mann. Was hält einen Menschen in solch einer ausweglosen
Situation bei Jesus? Abgefallen und vogelfrei lebt er jetzt als Jünger Jesu ein
Minderheitendasein – nicht zu Hause, sondern in einer Kompanie von Soldaten,
deren Religion ihnen gebietet, Bayram zu ihrem Glauben zurück zu zwingen.
Die schmerzhaften Tage allein im Krankenhaus dürften für
ihn vielleicht wie eine Erholung gewesen sein. Er konnte abends (vermutlich)
die Augen schließen, ohne sich vor Angriffen fürchten zu müssen. Aber immer
schwebte über ihm der Gedanke: Ich muss zurück zur Kaserne. Ob er sich wohl manchmal gefragt hat, ob Jesus
– ob sein Glaube an Ihn – die ganze Tortur wert sei? Ich frage mich, wie viel
Jesus mir wert ist – wie viel Leiden, wie viel Kosten, wie viel Rechte, wie
viel Verlust, wie viel Kraft oder Lebensqualität. Ich möchte natürlich
antworten: „Herr, Du bist mir alles wert! Und wenn ich mit Dir sterben müsste …“ – Muss ich aber
nicht! Darum kommt mir das mit dem „sterben“ relativ einfach über die
Lippen; das mit dem „alles“ – darüber muss ich noch mal
nüchtern nachdenken.
Als meine Gebete für Bayram zu Gott stiegen und meine
Gedanken zu Bayram wanderten, habe ich die bewundert, die dem Druck der
Verfolgung standhalten. Und ich vermute, es ist nicht die Angst vor der
Ewigkeit, die sie an Jesus festhalten lässt. Es ist die Freude auf die Ewigkeit
und die Liebe zu Jesus. Sie haben etwas in Jesus gefunden, was uns – zumindest
zum Teil – verborgen zu sein scheint. Eine Genügsamkeit, einen Frieden, der all
das übersteigt, was uns ein Leben ohne Jesus anbietet. „Gib mir Jesus! Gib mir Jesus! Du kannst die ganze Welt behalten, aber
gib mir Jesus!“ – so heißt es in einem herrlichen Lied (siehe Seitenfenster). Wer sich Tag und
Nacht schikanieren und sich den Kiefer brechen lässt für seinen Glauben, der
scheint das Lied ernst zu nehmen.
- Ich bin ermutigt durch Bayram, seine treue Nachfolge und seine Konzentration auf Jesus.
- Ich bin gedrängt, meine scheinbaren Verluste, Leiden und Opfer neu unter die Lupe zu nehmen.
- Ich bin herausgefordert, neu zu meditieren über die Erfahrung des Petrus und des Johannes, von denen es nach Verhör und Schlägen heißt (Apostelgeschichte 5:41):
Sie
nun gingen voll Freude vom Hohen Rat hinweg,
weil
sie gewürdigt worden waren,
Schmach
zu leiden um Seines Namens willen;
Möge Jesus, der Herr, Bayram die gleiche Erfahrung
schenken … und Dir … und mir … und vielen anderen … jedem nach dem Maß, wie er mit
des Herrn Hilfe zu tragen vermag.
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