„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Mittwoch, 25. November 2020

Die Unbekannten

Momentan arbeite(!) ich mich durch ein Buch mit dem Titel: „2000 Jahre Kirchengeschichte / Band 2: Das Mittelalter“. Ein Buch, das nicht von seiner Spannung lebt, sondern von seinem interessanten Inhalt. Es ist ein Streifzug durch die Entwicklung und Ausbreitung des christelichen Glaubens im Mittelalter.

Da geht es um Völkerbewegungen, Mönche, Kriege, Orden, Klöster, Ritter, Könige, Päpste, Kardinale und Äbte. Es geht um eine Vielzahl von Einzelnamen verschiedener Mönchen und Missionare. Dazu kommen dann die Namen von Orden und Bruderschaften, die man kaum aussprechen kann, wie z.B. die Prämonstratenser, gegründet vom Bußprediger Norbert von Xanten, oder die Kartäuser, gegründet von Bruno von Köln. Etwas besser bekannt – zumindest hat man den Begriff schon mal gehört – sind die Zisterzienser, die Albigenser oder die Waldenser, die sich ja bis heute noch in kleinen Gruppen in Italien gibt.

Was mich fasziniert: Diese Gruppen und Personen hatten einen unbändigen Willen, das Christentum zu verbreiten – und das durchaus auch mit dem Gedanken, Jesus zu gefallen. Dafür nahmen sie Gelübde auf sich, die es in sich hatten: Askese, Abkehr von der Welt, Eheverzicht, Vegetarismus, Einsiedlertum, missionarischen Eifer und anderes.

Schon in meiner Schulzeit beeindruckte mich der Bericht über Winfrith Bonifazius, der im hessischen Fritzlar den Baum der dortigen Gottheit – die Donareiche – fällte und nicht vom Blitz getroffen wurde. Diese Glaubenstat führte zu Bekehrung des gesamten hessischen Volkes.  

Natürlich lief da auch viel schief. Immer wieder schlich sich Macht und Reichtum ein, der die katholische Kirche ja bis heute lähmt. Von Macht und Reichtum als Bremse für die christliche Botschaft liest man im Buch (bisher) mehr als über Unmoral. Aber wenn eine Sache unterging, wenn ein Orden sich auflöste, spross die nächste Möglichkeit auf. Es hat den Anschein, als habe Gott durch all das unvollkommene Treiben auch immer wieder Gutes bewirken können.

Schlussendlich wird auch unser Leben – auch ohne dass 2 Buchseiten darüber geschrieben werden - zu Ende sein uns als namenloses Menschenleben in der Geschichte verblassen. Was aber zählt, ist nicht, ob wir einen Orden gegründet haben, eine Gemeinde oder ein christliches Werk. Es ist auch völlig irrelevant, ob unser Name 50, 100 oder 500 Jahre nach unserem Tod noch Bedeutung hat.  Relevant ist, ob wir treu das getan haben, was der Herr von uns wollte.

Wir werden nicht alles richtig machen im Leben. Das schafften nicht mal die Apostel wie etwa Petrus oder Paulus. Wir werden vielleicht nichts sichtbar Bleibendes zurücklassen. Das taten die Prämonstratenser auch nicht.

Aber wenn der Herr am Ende sagen kann:

„Recht so, du guter und treuer Knecht!
Über weniges warst du treu,
über vieles werde ich dich setzen;
geh hinein in die Freude deines Herrn.“
(Matthäus 25:21)

… dann haben wir alles erreicht, was zu erreichen war.

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