Ich erinnere mich noch gut an eine Ausbildungszeit in meinem Leben, als ich Rainer* kennenlernte. Rainer war ein treuer Christ, der Zivildienst an meinem Ausbildungsplatz leistete. Immer wieder kamen wir miteinander ins Gespräch – und Rainer hatte Faszinierendes zu erzählen. Von Autoren, Forschern und Wissenschaftlern, Politikern und Geheimbünden. Sie alle hatten geheime Ziele, die die Welt steuern sollten. Natürlich waren weder ihre Geheimbünde noch ihre geheimen Ziele den „normalen Menschen“ bekannt. Da musste „man“ sich schon mit beschäftigen und die Literatur der Aufklärer lesen, um so den Durchblick zu erhalten und die „wahre Wahrheit“ zu erkennen. Zugegeben, es war spannend. Glücklicherweise hatte ich nicht die Zeit, mich mit diesen Verschwörungstheorien zu beschäftigen. Das alles war vor vielen Jahrzehnten!
Ich musste schmunzeln, als ich dieser Tage den Eintrag und Link eines Freundes zum Thema Verschwörungstheorien auf Facebook fand.
Nicht über den Link selbst musste ich schmunzeln, sondern über die Kommentare, die mich so sehr an meine eigenen Erfahrungen vor 40 Jahren erinnerten. So sagt ein Kommentar: „Ich hatte eine Phase in meinem Leben, in der ich mich wirklich mit Verschwörungstheorien beschäftigte, und es brachte keine guten Früchte in meinem Leben.“
Die Antwort meines Freundes: „Damit bist Du nicht allein. Vor vielen Jahren habe ich auch solchen Dingen viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und Du hast Recht, die "Frucht" (oder sollte ich sagen "Dornen") brachten Spaltung. Ich war wie ein Gnostiker mit geheimem Wissen, das nur diejenigen sehen konnten, die Augen hatten. Am schlimmsten ist, dass wir die Schönheit Jesu und seine guten Nachrichten aus den Augen verlieren. Wir wollen jede kleine Spur von schlechten Nachrichten oder potenziellen schlechten Nachrichten entdecken. Es ist eine Fundgrube des Klatsches und hat niemandem geholfen, seinen Nachbarn mehr zu lieben und mehr missionarisch tätig zu sein.“
Verschwörungstheorien – es hat sie immer gegeben; vor 40 Jahren, davor und danach. Und immer haben sie dem Bau des Reiches Gottes geschadet, weil ihre Faszination unsere Augen von Jesus und unserem Auftrag weg- und auf „geheime Hintergründe“ und ihre Auswirkungen hingelenkt hat.
In Jesaja 8:12+13 warnt Gott uns durch den Propheten:
Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor! 13 Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei eure Furcht und euer Schrecken!
Nun mag so manch einer behaupten, dass ‚seine‘ Sicht der Dinge keine Verschwörungstheorie sei, sondern die ‚reine Wahrheit‘. Darüber soll an dieser Stelle nicht gestritten werden. Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. Was wir Christen uns aber sagen lassen müssen ist dies: Der Herr der Heerscharen soll unsere Furcht und unser Schrecken sein. Ihn sollen wir heiligen.
Amerika hat seine Verschwörungstheorien betreffs der anstehenden Wahl.
Endzeitfreaks haben ihrer Verschwörungstheorien betreffs diverser Geheimbünde.
Die ganze Welt hat ihre Verschwörungstheorien betreffs der gegenwärtigen Pandemie.
Als Christen haben wir keinen Auftrag Gottes, uns darum zu kümmern. Solche Theorien spalten nur. Sie sollen uns auch nicht in Furcht, Schrecken oder Verzweiflung bringen. Sie sollten uns vor allem nicht von dem Weg abbringen, den die Bibel uns – ganz anders als Verschwörungstheorien – klar und unmissverständlich aufzeigt. Wir Christen haben weder Zeit, noch Interesse an irgendwelchen Theorien. All unsere Kraft gehört Jesus. Ihn anzubeten, Ihm dienen, Sein Reich bauen, Seine Gemeinde stärken und Ihn lieben – das schenkt uns Kraft und dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein.
Der Herr segne Deinen Tag!
* Name geändert
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