„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Mittwoch, 19. August 2020

Vergebung (3)

Gestern haben wir ergreifende Verse über den stellvertretenden Tod Jesu für uns gelesen. Für unsere Sünden wurde Er gemartert. Durch Seine Wunden sind wir geheilt! Mit der Tatsache, dass Jesus für uns bezahlt hat und wir durch Gnade gerettet sind, wird gleichzeitig deutlich, dass vergebende Gnade nicht billig ist. Jesus hat uns gezeigt, dass Vergebung kostet! Vergebung unserer Sünden hat Ihn gekostet. Wenn wir anderen vergeben, wird es uns kosten.

In seinem Buch Cherishable: Love and Marriage schreibt David Augsburger, dass Vergebung stattfindet, wenn die geschädigte und zu Recht verärgerte Person seinen eigenen Ärger erträgt und den anderen „freilässt“. Wut kann nicht ignoriert, geleugnet oder vergessen werden, ohne irgendeinen versteckten Verrat zu begehen. Der Bitterkeit muss ehrlich, durch einen bewussten Willensakt, entgegengewirkt werden. Augsburger zeigt zwei Möglichkeiten auf: Eine Möglichkeit besteht darin, dass der verletzte, verbitterte und zu Recht zornige Mensch seine Gefühle und Wünsche auf Vergeltung gegen den Verursacher richtet. D.h., der Geschädigte versucht, als Ankläger, Richter und Vollstrecker Gerechtigkeit zu erhalten. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Geschädigte sich entscheidet, seine negativen Gefühle zu akzeptieren, die Last persönlich zu tragen und Befreiung durch Bekenntnis und Gebet zu empfangen. Der Vergebende wird frei, die andere Person „entlassen“. Das ist Vergebung!

Ja, das ist das Bild für Vergebung, das Jesus uns gegeben hat! Wir haben uns gegen Ihn versündigt, Ihn weder geehrt, noch Ihm gedankt, noch auf Seine Wege geachtet. Wir haben Ihn durch unsere Sünden gefoltert und ans Kreuz genagelt. Er hätte allen Grund, uns unsere Sünden zu vergelten. Aber Er, der Geschädigte, hat unsere Last getragen, hat den Preis bezahlt und uns aus unserer Schuld entlassen. Wir sind frei. Vergebende Gnade hat gekostet – einen hohen Preis. Und vergebende Gnade kostet noch immer.

Wie viel Not – auch unter denen, die sich als Nachfolger Jesu bezeichnen – weil an Bitterkeit und Unversöhnlichkeit festgehalten wird. Wie viel körperliche Krankheit, weil man nur mit Worten vergibt, aber nicht im Herzen. In Hebräer 12:15 heißt es:

“Achtet darauf,
 dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide,
dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse
und euch zur Last werde
und durch sie viele verunreinigt werden!“

Wurzeln der Bitterkeit im Leben eines Jesusjüngers offenbaren, dass die Tiefe der vergebenden Gnade noch nicht begriffen wurde. Vergebende Gnade nach dem Vorbild Jesu trägt die Kosten des Schuldigen, vergibt und lässt los.

Aber vergebende Gnade kostet nicht nur, sie befreit auch. Vor Jahren hatten wir die Mutter und Autorin Ursula Link zu einem Abend in unserer Gemeinde. In einem äußerst bewegenden Zeugnis berichtete sie, wie sie nach dem gewaltsamen Tod ihrer 16 jährigen Tochter aus tiefster Not und Depression befreit wurde, als sie sich entschloss, die Kosten zu tragen und dem Mörder zu vergeben. Die Vergebung war nicht nur in Worten, sondern in der Tat. Gott erlaubte es ihr, den Mörder im Gefängnis zu besuchen und ihn zum Glauben an Jesus zu führen. Vergebende Gnade befreit.

Wem musst Du vergeben? Wen loslassen? Trag die Kosten und entlass den Verursacher in die Freiheit, so wie Jesus Deine Kosten getragen und Dich befreit hat. Vergebung macht frei!

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