Die Poustinikkis sind Menschen der russischen Kirche, die
ihr Leben dem Gebet gewidmet haben. Es sind nach Ortberg Menschen, die die
Einsamkeit suchen, aber nicht in der Isolation leben. Da sie für die Not ihrer
Nächsten immer ansprechbar sind, halten sie ihre Türen unverschlossen. Werden sie
kontaktiert, stehen sie mit Rat, Tat und Gebet zur Verfügung. Diese „heiligen
Männer“ leben in einer anderen Welt. Poustinikkis geben ihren Besitz den Armen,
tragen (im Sommer) ein einfaches, knöchellanges Gewand und einen Leinenbeutel,
der kaum mehr enthält als einen Laib Brot, etwas Salz, ein wenig Wasser und ein
Buch – die Bibel. Diese liest er auf seinen Knien, weniger interessiert an
wissenschaftlichen Fragen oder Analysen – mehr interessiert an einigen Sätzen
oder einem Kapitel, das er liest, darüber meditiert und es Wurzeln schlagen
lässt in seinem Leben.
Poustinikki strahlen immer die Freude des Herrn aus – so
sagen die, die Poustinikkis kennen. „Ein trauriger Poustinikki“, so ihre
Aussage, ist ein Heuchler und ein Lügner.
Heftig!
Herausfordernd! Herrlich! – Aber eben auch recht asketisch. Wir können
uns kaum vorstellen, ein Leben in solchen Entsagungen zu führen. ‚Unnötig,
unweise und unvernünftig’ heißt es in einem Artikel. Aber gleichzeitig heißt es
weiter: Eins ist sehr klar: Ein Poustinikki machte Nägel mit Köpfen und lebte, was
er predigte. Die Güter der Welt hielt er nur ganz locker fest, jederzeit bereit loszulassen, wenn er meinte, es sei seines Herrn Wille.’
Poustikkinis passen nicht in unsere Kultur und Zeit. Christen
auch nicht. Auch wir verspüren (hoffentlich) dieses
Ziehen im Herzen, ganz für Jesus, unsern Herrn, da zu sein und unbeschwert von
den Dingen der Welt Ihm und den Menschen zu dienen. Und vielleicht ist es
gerade das, was es braucht, um zur Ruhe zu kommen und Freude zu finden in
unserem Leben mit Jesus.
In ihrem Buch zum Thema schreibt Catherine Doherty,
dass ein solches Leben anfängt, indem man einen verlassenen, einsamen, ruhigen
Platz aufsucht zum Gebet. Aber nicht nur das Reden zu Gott sondern auch das sich
öffnen und Hören auf Gott gehört dazu. Schlussendlich ist es ein Dauerleben in
enger Gemeinschaft mit Gott und Dienst am Nächsten, sei es in der Einsamkeit
oder im Leben in der Gesellschaft.
Ebenso wenig, wie ich glaube, dass das Asketentum der frühen
Kirche oder das Mönchtum des Mittelalters der biblischen Nachfolge Jesu
entsprechen, ebenso wenig glaube ich, dass wir uns heute wie Poustinikkis zurückziehen
sollten. Aber ich meine, dass uns die Ernsthaftigkeit all dieser Gruppen eine
Herausforderung sein kann, Jesus mit all unserer Kraft, all unserem Besitz, all
unserer Zeit und von ganzem Herzen zu dienen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche, 52 Wochen im Jahr – und das, bis dass Er uns heimholt.
Das ist genau, was Gott uns in Römer 12:1+2 zuruft – andere Worte,
gleicher Sinn:
Ich ermahne euch nun, ihr Brüder,
angesichts der Barmherzigkeit Gottes,
dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges,
heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer:
Das sei euer vernünftiger
Gottesdienst!
Und passt euch nicht diesem Weltlauf an,
sondern
lasst euch in eurem Wesen verwandeln
durch die Erneuerung eures Sinnes,
damit ihr prüfen könnt, was der gute
und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
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