Ähnliche Informationen erfuhr ich, als eine alte Dame in die
Notlage kam, einen Pflegedienst zu benötigen. Eine Organisation sagte ab, weil
sie „voll“ waren. Eine andere Organisation versprach, zurückzurufen, rief aber
nie zurück. Irgendwie kam die Dame dann durch eine dritte Organisation zum
Ziel.
Bisher hatte ich nie Augen für die Not derer, die ambulante Hilfe
brauchen noch für die Not derer, die diesen Bedürftigen helfen. Erst jetzt werden
meine Augen langsam geöffnet für den Stress und die Not der Menschen auf diesem
Gebiet. Wie viele Kranke, Alte und Bedürftige sitzen hinter Mauern und warten
auf Hilfe, die sie dringend nötig haben. Von Außen scheint alles gut zu laufen.
Von außen sieht man die Probleme nicht.
Meine Gedanken gehen weiter, über die Alten und Schwachen
hinaus zu den Vielen, die hinter Mauern Schutz oder Versteck suchen, und die
auch ihre Lasten zu tragen haben, Lasten der Einsamkeit, des Unverstandenseins,
der Überbelastung, der Bedürftigkeit und vieler anderer Laster. Weitgehend
ungesehen leben sie ihr Leben und tragen ihre Lasten, obwohl Jesus ihr Leben
sein möchte und ihnen ihre Lasten abnehmen möchte.
Ich denke an Erwin. Ab und zu besuche ich ihn. Ob er einen
Freund hat, weiß ich nicht. Wenn ich an seine Türe im Sozialwohnheim klopfe, hat
er immer die Vorhänge zu, den Fernseher an und die Luft verbraucht. Erwin kommt
aus einem anderen europäischen Land und spricht gut deusch, aber er hat einen Sprachfehler,
der ihn fast unverständlich macht. Und so lebt er hinter seiner Mauer, allein.
Und wie ihm geht es vielen. Nur kennen wir sie nicht, sehen wir sie nicht – ebenso
wenig wie ich die Not der Alten und Bedürftigen gesehen habe, bis ich Kontakt
zu ihnen und zum Pflegepersonal bekam.
Gut das Gott sieht. Er sieht dich und Deine Not, egal, ob Du
Dich hinter Deine Mauer zurückgezogen hast oder offen damit umgehst. Gott sieht
Dich, versteht Dich und kommt mitten hinein in Deine Situation. David – anders,
als man es von einem König erwarten würde – kam oft in große Nöte. Aber er
bezeugt in Psalm 18:30:
Mit meinem Gott über die Mauer springen.
Was für David gilt, gilt auch Dir, denn zum Überspringen von
Mauern kommt es auf Gott an, nicht auf uns.
Gott sieht außer Dir aber auch den anderen, der sich mit
seiner Not verkrochen hat. Oder vielleicht auch nicht verkrochen hat, aber
einfach keine Chance sieht oder keinen Menschen hat, mit dem er darüber reden
kann. Hier kommst Du ins Spiel. Gott möchte Dich gebrauchen, um denen Hoffnung
zu bringen, die alleine sind. Gott möchte Dich zu „Deinem Erwin“ senden. Vielleicht,
zu einer Person, die seit langem krank ist, alt, nicht mehr im Gottesdienst
war, mit (un)bekannten Problemen kämpft. Gott möchte Dich gebrauchen, indem Du
jemanden besuchst, vielleicht anrufst, eine Mahlzeit mit ihm teilst oder ihm
einen Brief schreibst.
Bitte Gott, Die „Deinen Erwin“ zu zeigen. Aber warte nicht
zu lange und zweifle nicht, wenn Gott dir „Deinen Erwin“ zeigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.