„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Montag, 24. Juli 2017

Hornhautverkrümmung

Seit meinem dritten Lebensjahr bin ich Brillenträger, unter anderem wegen einer angeborenen Hornhautverkrümmung. Bei einer Hornhautverkrümmung werden Lichtstrahlen als Strich und nicht punktförmig auf der Netzhaut abgebildet. Das führt zu teilweise unscharfem und verschwommenem Sehen, sowohl in der Nähe, wie auch in der Ferne. Damit muss ich leben!

In seinem interessanten Buch „Das Leben, nach dem Du Dich sehnst“ schreibt John Ortberg von einer „Hornhautverkrümmung der Seele“. Die Beschreibung einer solchen Krankheit dürfte sich zwar in keinem medizinischen Nachschlagwerk finden, dafür aber in der Bibel. In Matthäus 7:1-5 lehrt Jesus darüber, wenn Er sagt:

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet,
werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß,
mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden.
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders,
und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen:
Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen!
— und siehe, der Balken ist in deinem Auge?
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge,
und dann wirst du klar sehen,
um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!

Ortberg schreibt, dass so ein „Balken“ eine Hornhautverkrümmung der Seele darstellt, weil sie unsere Sichtweise verschwimmen und unscharf werden lässt. Jesus, so Ortberg, diagnostiziert diese Krankheit bei denen, die stolz waren auf ihre geistliche Überlegenheit. Sie waren die Gerechten, stolz und ohne Liebe. Die anderen waren die Sünder, die Prostituierten und die Betrüger. Das Beispiel vom Pharisäer mit seiner seelischen Hornhautverkrümmung und dem Sünder im Tempel macht deutlich, dass die scheinbar „großen Sünder“ besser und klarer sehen, als die, die meinen, ihnen helfen zu müssen.

Irgendwie scheinen Jesu Worte anzudeuten, dass jeder von uns einen Balken im eigenen Auge hat. Irgendwie scheint Er anzudeuten, dass wir trotz dieser seelischen Hornhautverkrümmung scharfsinnige Urteile fällen, ohne zu merken, dass wir falsch liegen. Und irgendwie scheint Jesus eine Handlungsreihenfolge aufzustellen, die vor dem Richten warnt und mit dem Aufräumen bei sich selbst beginnt.

Ortman schlägt zwei Fragen vor, um eine neue, klarere Sichtweise zu bekommen:
Erstens: „Warum habe ich getan, was ich getan habe?“
Zweitens: „Was war das Ergebnis meiner Sünde?“

Und dann schließt Ortberg den Beitrag über seelische Hornhautverkrümmung ab mit Gedanken zur heilenden Gnade Gottes. Wie gut, dass ich – und Du – und alle Menschen uns von der heilenden Gnade Gottes anrühren lassen dürfen. Gottes heilende Gnade entfernt den  Balken aus meinem Auge und lässt mich vorsichtig und milde mit dem Splitterchen im Auge meines Nächsten umgehen. Vor allem wird es mir den Blick schärfen für die buchstäblich unbeschreibliche Gnade Jesu. Im Blick Seiner großen Gnade wird alles andere klein und erhält göttliche Perspektive!

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