„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Montag, 9. Januar 2017

Was man so sagt

Immer wieder begegnen wir Menschen aus allen möglichen Gruppen innerhalb unserer Gesellschaft. Mit manchen kommen wir gut aus, andere finden wir problematisch – vor allem die, die „anders“ sind. Da sind die, die weniger Bildung haben als wir (oder mehr); da sind solche, die aus anderen Kulturen und Sprachen kommen; solche, die eine andere Arbeitsmoral vertreten; solche aus einer anderen Religion; da sind solche, die eine ganz andere Erziehung und Wertevermittlung genossen haben als wir – oder auch gar keine.

Ich treffe solche Menschen, wenn ich einmal die Woche in einem sozial-diakonischen Dienst mitarbeite, oder wenn ich Besuche mache – sei es in einer Flüchtlingsunterkunft oder an einem Krankenbett. Und immer wieder merke ich, wie schnell uns unsere eigenen Lebensweisheiten zum Richter und Folterknecht anderer machen. Ein bedrückendes Gedicht der Autorin Kristiane Allert-Wybranietz bringt diese Wahrheit schonungslos an die Oberfläche. Titel: „WAS MAN SO SAGT

Als Er lachte,
sagte man ihm, Er sei kindisch.
Also machte Er fortan ein ernstes Gesicht.
Das Kind in ihm blieb, aber Er durfte nicht mehr lachen.

Als Er liebte,
sagte man ihm, Er sei zu romantisch,
Er wisse nicht, was Liebe ist.
Also lernte Er, sich realistischer zu zeigen 
und verdrängte so manche Liebe....

Als Er reden wollte,
sagte man ihm, darüber spreche man nicht.
Also lernte Er zu schweigen,
die Fragen, die in ihm brannten, blieben ohne Antwort.

Als Er weinte,
sagte man ihm, Er sei einfach zu weich
Also lernte Er, die Tränen zu unterdrücken.
Er weinte zwar nicht mehr, doch hart wurde er nicht.

Als Er schrie,
sagte man Ihm, Er sei kein Mann.
Also lernte Er, nur noch zu schreien,
wenn niemand es hören konnte,
oder Er schrie lautlos in sich hinein.

Als Er zu trinken begann,
sagte man ihm, das löse seine Probleme nicht,
Er solle eine Entziehungskur machen.
Es war ihm egal, weil ihm
schon so viel entzogen worden war.

Als ER wieder draußen war, sagte man,
Er könne jetzt von vorne anfangen.
Also tat Er, 
als begänne Er ein neues Leben.

Aber wirklich Leben konnte Er nicht mehr,
Er hatte es verlernt.
Als Er ein Jahr später sich versteckte, 
weil Er nicht mehr konnte,
und dann starb, sagte jeder,
er war eh' nie gut genug für diese Welt.

Keiner ließ ihm die Chance
Er selber zu sein

Ich habe Gesichter von Menschen vor Augen, wenn ich dieses Gedicht lese. Du vielleicht auch. Menschen, in denen es ganz anders aussieht, als wir es zu sehen meinen. Menschen, die nicht mehr leben können, weil sie zu lange gelebt wurden. Vielleicht geht es sogar DIR so.

Aber hier ist die gute Nachricht! Es gibt jemanden, der uns so annimmt, wie wir sind; bei dem wir sein dürfen, wie wir sind: froh, kindisch, romantisch, fragend, traurig, weich, schreiend oder still. Ja, wir dürfen sogar „geschädigt“ sein, kriminell, abhängig oder so am Ende, dass wir nicht mehr definieren können, was „Leben“ überhaupt ist.

Jesus sagt nicht einfach mal „was so“. Er gibt keinen Verhaltenskodex an, bevor Er uns akzeptiert. Hier ist was Jesus Dir, mir und allen Menschen zuruft:

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen.“
(Johannes 6:37)

Warum? Warum lädt Jesus uns ein, ohne uns zuerst zu sagen, wie wir leben sollen?

Als er aber die Volksmenge sah, empfand er Mitleid mit ihnen,
weil sie ermattet und vernachlässigt waren wie Schafe,
die keinen Hirten haben.“ (Matthäus 9:36)

Jesus sieht hinter unsere Augen, hinter unsere Stirn. Er sieht direkt in unser Herz. Und Er akzeptiert uns so, wie wir sind – mit unseren Ticks und Spleens, mit unseren Eigenarten, mit unseren Fehlern und mit all dem, was anderen Menschen an uns nicht gefällt. Jesus spricht:

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen.“
(Johannes 6:37)

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