Mitten in der Nacht kam er und wollte sich unterhalten. Mitten in der
Nacht! Dabei war sein Gegenüber den ganzen Tag unterwegs gewesen und
hatte gearbeitet. Jetzt war es Abend. Feierabend! Wohlverdiente Ruhe!
Bis dass es klopfte, er hereinkam, sich setzte und erst einmal seine
ganzen Komplimente loswurde. Darauf hätte sein Gegenüber allerdings auch
verzichten können.
Nun ja, ein Gespräch kam in die Gänge, in dem der Besucher genau die
Dinge erfuhr, die er hören musste. Allerdings kam eine Rückfrage nach
der anderen. Der Besucher, gebildet wie er war, hätte verstehen sollen,
ja, hätte bei seiner Ausbildung verstehen müssen. Aber nix da - nur
Fragen. Und irgendwann in dieser Nacht ist er dann wohl aufgestanden,
hat sich (hoffentlich) für die Zeit und das Gespräch bedankt und ist
nach Hause gegangen.
Jesus hat sich möglicherweise anschließend schlafen gelegt, nachdem er
Nikodemus dem Vater im Gebet anbefohlen hat, und Nikodemus wird
vielleicht noch lange in jener Nacht über die seltsamen Aussagen Jesu
gegrübelt haben. Wie viel hatte er eigentlich kapiert? Wir lesen nichts
davon, dass er irgendwas verstanden hat von dem, was Jesus ihn lehrte.
Ein vergebliches Gespräch. Nichts verstanden. Vielleicht kam sich der Oberste in Israel wie ein Dummkopf vor. Vergebliche Mühe.
Wirklich?
Einige Kapitel später, in Johannes 7, wird uns von einer Spaltung unter
den Juden bereichtet. Einige waren fasziniert von Jesus, andere, vor
allem die Pharisäer, wollten ihn gefangen setzen. Und dann war es
dieser Nikodemus, der seine Mit-Pharisäer darauf hinweist:
"Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut?" (7:51)
Ein schüchterner Verteidiger des Herrn war er geworden. Er begann,
etwas zu kapieren! Er trat ein für Jesus, verhalten, aber immerhin. Und
die Jahre vergingen. Jesus ging seinen Weg - bis ans Kreuz. Nikodemus
scheint verschollen, untergetaucht in der Masse der pharisäischen
Feinde Jesu. Oder doch nicht?
In Johannes 19 lesen wir, was aus dem furchtsamen, nächtlichen Besucher
geworden ist, der in seinem ersten Gespräch mit Jesus scheinbar nichts
kapiert hatte. In Johannes 19 wird berichtet, wie er einem anderen
Jünger, der als heimlicher Jünger beschrieben wird, unter die Arme
greift. Sie umgaben den Leib Jesu mit Spezereien, wickelten ihn eine
Leinwand und legten ihn in ein Grab. Und Nikodemus spendete übermäßig
viel Aloe und Myrrhe.
Jetzt hatte er den Mut, zu bekennen und sich zu Jesus zu stellen. Er,
der bei seiner ersten Begegnung mit Jesus scheinbar nichts kapiert
hatte, war jetzt ein aktiver, großzügiger Jünger Jesu geworden. Was
wäre wohl aus ihm geworden, wenn es dieses erste, wenig Erfolg
versprechende Gespräch mit Jesus nicht gegeben hätte?
Was manchmal recht schleppend beginnt und nicht Erfolg versprechend
aussieht, kann am Ende sehr wohl wertvolle Frucht bringen. In 1
Korinther 15:58 ermuntert uns Paulus:
"Deshalb bleibt fest und
unerschütterlich im Glauben, liebe Freunde, und setzt euch mit aller
Kraft für das Werk des Herrn ein, denn ihr wisst ja, dass nichts, was
ihr für den Herrn tut, vergeblich ist."
Das gilt mit Sicherheit auch für unser Zeugnis von Jesus. NICHT vergeblich, auch wenn es manchmal so aussieht! (w)
Montag, 1. Februar 2016
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