„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Glasscherben, Angelhaken und Vergebung

Vor einem guten Jahr habe ich ein ausgezeichnetes Buch von John Bevere zum Thema Vergebung gelesen. In seinem Buch „Der Köder des Feindes“ geht es natürlich auch um die Vergebung, die wir von Gott brauchen. Aber das eigentliche Thema dreht sich um die Vergebung, die ich anderen schenken muss.

Damals, vor einem guten Jahr, dachte ich, ich hätte jetzt alles gelesen, was zu dem Thema zu sagen ist, nicht zuletzt, weil das Buch immerhin 232 Seiten hat. Dann sah ich meinen Freund vor drei Monaten ein kleines, knackiges Büchlein studieren, kaum 100 Seiten lang. Titel: Die verändernde Kraft der Vergebung. Seit letzter Woche lese ich es mit Gewinn.

Der Autor, Philip Nunn, beginnt gleich mit einer anschaulichen Illustration: einer Glasscherbe. Er schreibt von einem Mann, der durch eine Glasscheibe fällt. Im Krankenhaus wird seine Wunde gereinigt, aber man übersieht einen tief sitzenden Glassplitter. Die Wunde heilt. Der Arm wird wieder frei beweglich, fast normal. Aber ein oder vielleicht zwei Bewegungen schmerzen ungemein. Der Schmerz treibt ihm fast den Schrei auf die Lippen und was immer er gerade tut, bei solchen Bewegungen muss er sofort stillhalten.

„Menschen, die jemandem nicht vergeben haben,“ schreibt Nunn, „laufen wie mit einer Glasscherbe im Arm herum.“ Nicht ganz ausgeheilte Verletzungen erinnern immer wieder schmerzhaft an den vorausgegangenen Unfall. Etwas weiter fragt der Autor nach der Lösung:
„Einige nichtchristliche Psychotherapeuten können uns vielleicht dadurch helfen, dass sie die schmerzhaften „Bewegungen“ herausfinden und uns dann zeigen, wie man leben kann, indem man diese Bewegungen vermeidet. Wenn wir ihrem Rat folgen, werden wir weniger Schmerzen haben. Aber das ist nicht der Weg für einen Christen. Der Herr Jesus fordert seine Jünger auf, von Herzen zu vergeben, also die Glasscherbe zu entfernen. … dies ist der einzige Weg, den Christus uns aufgezeigt hat, damit die normale Bewegungsfähigkeit des Armes wiederhergestellt wird.“

Nun, dass hört sich vielleicht etwas platt oder pauschal an. Es sind auch nur ein paar Sätze, die das Thema des Buches einläuten. Aber diese Sätze sind so wahr. Auch der Autor Neil Anderson gebraucht ein Bild, um Vergebung zu illustrieren. Er schreibt von einem Angler, der einen Fisch an der Angel hat. Der Fisch an der Angel ist nicht etwa der, dem ich vergeben, den ich freilassen muss. Der Fisch an der Angel bin ich, gefangen von Unversöhnlichkeit und Bitterkeit.

Ich erinnere mich an einen Tag vor vielen Jahren, an dem ich auf meine Knie ging, und Bitterkeit und Unversöhnlichkeit einem Anderen gegenüber an Gott abgab und Jesus bat, mich von der Angel zu
befreien. Ich vergab dem Anderen, verzichtete auf Rechtfertigung - und erfuhr die Freiheit, die nur Jesu geben kann. Mein „Arm“ wurde wieder schmerzfrei und voll bewegungsfähig

Bitterkeit und Unversöhnlichkeit gehören wahrscheinlich zu den massivsten Bremsen im geistlichen Leben. Wie eine Glasscherbe grenzen sie uns ein und erinnern uns ständig an das Unrecht, das wir erfahren haben. Nicht zuletzt darum hat Jesus das Thema Vergebung immer wieder angesprochen.

Unser Problem ist, dass wir unser Bedürfnis nach Rechtfertigung nicht aufzugeben bereit sind. Viel lieber verzichten wir darauf Vergebung zu verschenken und klagen unsere Rechte ein. Ganz deutlich warnt uns unser Herr:

"Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt,so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben." (Matthäus 6:15)

Gleichzeitig verspricht Jesus:

"Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei."
(Johannes 8:36)  

Wirklich frei!

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