Darf ein Pastor ins Stadion gehen? Ich bekenne! Die Eintrittskarte kam zu Weihnachten, und es ging richtig hinein in die Fankurve. Der Stadionbesuch war so gut wie das Ergebnis. Aber der "Pastor" geht halt immer mit und so fiel mir einiges auf, das die Glocken in meinem Kopf läuten ließ.
Atmosphäre gibt’s natürlich überall, auf Parties, Umzügen, in Stadien und selbst in christlichen Gemeinden. Aber als so ein gutgelaunter Fan 2 Reihen vor mir seine Faust nach vorne warf und den Namen seines Vereins in den Himmel schrie (ich meine: SCHRIEEE!) konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, wie schön es am Sonntagmorgen wäre, wenn wir Gotteskinder so begeistert im Gottesdienst unsere Hände zu Gott ausstrecken, und aus tiefstem Herzen zu Ihm singen würden (würde sogar garantiert besser klingen als der Fan vor mir).
Das nächste, das mich ins Nachdenken brachte, war die Wetterwendigkeit der Masse. Zuerst foult die Gastmannschaft: das ganze Stadion tobt und pfeift. Nach weniger als 1 Minute hat die Heimmannschaft den Ball zurückerobert: Das ganze Stadion klatscht begeistert. Wie kurzlebig sind unsere Emotionen. Mal oben, mal unten. Mal Freude, mal Zorn, wobei „oben“ sein und Freude haben immer nur eintritt, wenn alles nach unserem Sinn läuft. Geht der „Ball verloren“, setzt ohne Verzögerung die Talfahrt und Missmut ein. Wie gut, dass das im Glauben anders ist, oder zumindest anders sein kann. Nicht, dass Jesusjünger nur Grund zum Feiern und zur Freude haben. Dem ist nicht so! Aber wir haben immer auch Grund zum Feiern und zur Freude. Manchmal vielleicht nur zu einer stillen, vorausschauenden Freude. Aber Wetterwendigkeit braucht kein Merkmal eines Nachfolgers Jesu zu sein. Wir haben einen festen Grund und einen klaren Weg, den wir gehen – mit Jesus.
Schließlich: Es waren nicht nur Erwachsene im Stadion. Neben mir stand eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Natürlich kannten sie die Fan-Gesänge (die ich wiederum nicht beherrschte). Unsere Freunde in einem anderen Block hatten Sitznachbarn, die ihr Kind auf dem Arm trugen, weil es zu klein war, um an der Hand mitzulaufen. Aber sie alle waren in Fan-Kluft im Stadion. Von klein auf die Lieder kennen gelernt. Von klein auf die Farben eingeprägt. Von klein auf gelernt, was es heißt, Fan eines Vereins zu sein. Von klein auf dem Beispiel der Eltern gefolgt. Von klein auf! Niemand warnt: „Mach die Kleidung deines Kindes doch nicht zum Aushängeschild deiner Überzeugungen!“ Oder: „Lass das Kind doch später selbst entscheiden, welchem Verein es angehören möchte!“ „Zwing dem Kind doch nicht deinen „Glauben“ auf !“ (Fußball kann eine Religion werden) Niemand sagt so etwas. Es gilt als selbstverständlich, dass die Eltern ihre Begeisterung auf ihre Kinder übertragen und das eine Ziel haben: dass die Kinder „ihre Farben“, „ihre Lieder“, „ihre Liebe“ und „ihren Glauben“ übernehmen. Alles andere wäre eine Tragödie. Und in meinem Herzen schreit es: „Eltern, begeistert Euch für Euren Glauben! Begeistert Eure Kinder für Euren Glauben! Lehrt sie Eure Lieder! Lasst sie Eure Überzeugungen hören und sehen. Nehmt sie sonntags und wenn immer möglich mit in Euer „Stadion“, auch wenn sie noch nicht alles verstehen. Lasst sie Eure Farben sehen und lieben lernen! Eltern, bekennt Farbe und liebt Eure Farben!“ - Ihr wisst, was ich meine!
Es war ein schönes und gehaltvolles Spiel am Samstag. Für mich als gemäßigten Fan und für mich als Pastor. Und ich hoffe und bete, dass die Lektionen, die ich gelernt haben, in dieser Woche auch viele andere anstecken.
Montag, 23. Januar 2012
3 Kommentare:
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Tolle Andacht. Gott segnet dich immer mit so guten Gedanken.
AntwortenLöschenPreis dem Herrn! Hast schon recht, das ist der Segen Gottes! Bleibt der aus oder wird er verwirkt, bleibt die Quelle trocken.
AntwortenLöschenSehr coole Andacht Wolfgang!
LöschenMir ging es damals genauso und das, obwohl ich die Karte nicht geschenkt bekommen hatte ;)
Gott segne dich in deinem Dienst!!!