„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Montag, 5. Juli 2010

Ein bischen weniger tot …

Kann man sich das vorstellen?

Als Kind machten meine Eltern von Zeit zu Zeit einen Spatziergang am Sonntagnachmittag über den Friedhof - aus meiner damaligen Sicht völlig unerklärlich! Aber als Kinder mussten wir natürlich mit. Und so zogen wir durch die Gräberalleen. War es Herbst, lenkten wir uns damit ab, Kastanien zu suchen und zu sammeln.

Viele sonnige Erinnerungen habe ich nicht mehr an die gelegentlichen Spatziergänge an diesem stillen, trostlosen Ort. Aber eines bin ich mir hundertprozentig sicher: Nie, nicht ein einziges Mal, habe ich meine Eltern vor Gräbern stehen sehen und sagen hören: "Tja, der hier hätte es fast geschafft. Er war nicht ganz so tot wie der da drüben. Die da hinten war wirklich mausetot, aber die hier vorne, die war eigentlich noch ganz ok!"

Makaber, nicht wahr? Ja, makaber! Aber was uns im physischen Leben für kapitalen Blödsinn halten, scheinen wir im geistlichen Leben manchmal für möglich zu halten. In Epheser 2:1 schreibt Paulus an die Gemeinde

"Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden!"

Damit sprach er Menschen aus verschiedenem Hintergrund an. Juden, die ihre Herkunft verwässert hatten, ehemalige Götzendiener, Bürger des römischen Reiches, die keine Probleme damit hatten, Cäsar als "Herrn" (Kyrios) zu bezeichnen. Sie alle, vor ihrer Hinwendung zu Jesus waren "tot," und zwar wegen ihrer Sünden. Die einen hatten davon mehr auf sich geladen als andere, aber alle waren sie geistlich gesehen gleich tot. Keiner von ihnen hatte eine lebendige Beziehung zu Jesus, dem Retter. Alle lagen tot auf demselben geistlichen Friedhof. Keiner weniger tot als der andere.

Geistlich ist das gemäß Epheser 2:1-3 auch unser Zustand gewesen. Tot! Das gefällt uns natürlich nicht. Es schmeckt nicht,  im selben Team zu sein wie ein Kim Jung Ill oder ein Mahmud Ahmadinedschad. Das Menschen ihres Schlages "tot in Übertretungen und Sünden" sind, ist nachvollziehbar. Aber verglichen mit ihresgleichen, müssten wir doch eigentlich in die Kategorie fallen "etwas weniger tot." Nur, diese Kategorie gibt es nicht! Vers 2 sagt, dass wir ihre Weggefährten waren, ob uns das passt oder nicht.

Aber! Wieder so ein herrliches "Aber," das einen Wandel andeutet. Seit unserer Hinwendung zu unserem Retter, Jesus, hat der Vater uns von diesen Weggefährten aussortiert. Nicht länger geistlich tot, nicht länger in "deren" Team.

Die Beschreibung, die jetzt auf alle Gotteskinder zutrifft ist diese: "mit Christus lebendig gemacht" (5), "auferweckt in Christus" (6), "mitversetzt in die Himmelswelt in Christus" (6)
… und das alles aus Gnade.

Von geistlich "mausetot" und "Mitspieler der Allerschlimmsten" hin zu "lebendig wie Jesus" und "Mitspieler auf Gottes Team!"

Wohlgemerkt: Nicht weil wir ein wenig besser gewesen wären. Wir waren ihre Weggenossen. Nein, aus unverdienter Gnade. Gnade so wunderbar, dass uns das vollständige Begreifen dieser Gnade hier auf Erden gar nicht möglich ist.

Danke, Jesus! Du bist unbegreiflich - in Deiner Liebe, Deiner Gnade und Deiner Vergebung!

1 Kommentar:

  1. Ich habe diesen Friedhof geliebt und liebe ihn immer noch. Wunderschöne, alte Gräber. Geschichten, Ewigkeit und natürlich KASTANIEN.
    Wolfgang! Das ist doch wunderbar!!!

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