„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 26. Februar 2024

Der Streit der Krähen

Es war ein interessantes Phänomen, das ich in einem unserer letzten Urlauben beobachten konnte. Der Blick von der Bank aus, die vor unserer Ferienwohnung steht, geht über riesige Wiesenflächen, manche gerade gemäht, andere noch bedeckt mit Heu und viele andere im frischen grünen Saft. Hier und da ist ein Traktorenmotor zu hören. Im Hintergrund die Berge.

Ansonsten ist es still.

Mehrere Hundert Meter Luftlinie entfernt hocken 25-35 Krähen auf einem Feld. Muss eine reiche Nahrungsquelle sein. Die Vögel scheinen ihr Festmahl gefunden zu haben. Allerdings fliegen sie – als ganze Gruppe – nach 10 Minuten weiter zum nächsten Feld.

Was der Gruppe nicht zu gefallen scheint ist der Greifvogel, ein Milan, der den Futterreichtum auch entdeckt zu haben scheint. Kaum fliegt er auch nur in die Nähe des Feldes, fliegen etliche der Vögel hoch und versuchen, ihn zu vertreiben. Ein wahres Schauspiel. Der Milan ist groß, viel größer als die Krähen. Er greift nicht an. Er wird angegriffen. Warum nur? frage ich mich und beobachte die Szene weiter.

Das Feld ist riesig! Hat genügend Platz und sicher auch genügend Futter für 35 Krähen und 10 Milane. Aber selbst der eine ist nicht willkommen. Er will nur seine Ruhe und ein wenig Futter. Schließlich hat er scheinbar die Nase voll vom Gekrähe und Gezetere der schwarzen Vögel und lässt sich im Nachbarfeld nieder. Aber nein! Das reicht den Krähen nicht. Gleich machen sich 3-4 neue Vögel auf, um den Milan zu ärgern und zu stören.

Immer noch kämpft der nicht zurück, obwohl er das sicher gekonnt hätte. Weitere Krähen schließen sich den Störaktionen und Angriffen an – und schließlich haben sie den Milan vertrieben. Ist es Siegestaumel? Glücksgefühl? Ihr Triumph? – Jedenfalls erhebt sich plötzlich die Krähenschar und zieht weiter. Jetzt ist erst mal gar kein Vogel mehr zu sehen. Schade!

Schade, wo Streit über Nichtigkeiten die Gemüter entzweit. Krähen und Milane – sie haben einige gemeinsame, gefährliche Feinde. Sie haben Felder und Nahrungsquellen ohne Ende, die sie miteinander teilen könnten. Sie haben die Sonne über sich sind gesund genug, gemeinsam unterwegs zu sein.

Ähnliches könnte man über uns Menschen sagen; Ähnliches konkret über uns Christen. Und doch hat es seit der Frühkirche immer wieder Streit und Spaltungen gegeben. Immer wieder führten Neid und Eifersucht zu Vertreibungen … und alle gingen des Segens verlustig, den Jesus für alle bereithielt. Nicht umsonst belehrt uns der Schöpfer selbst in Seinem Wort:

Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid! (Römer 13:13)

Denn ihr seid noch fleischlich. Denn wo Eifersucht und Streit unter euch ist, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? (1 Korinther 3:3)

Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, und streitet nicht mit ihm über unterschiedliche Meinungen. (Römer 14:1 / NLB)

Will heißen: Streit gehört zur Krähenkultur. Streit ist ein Werk des Fleisches, gehört nicht in den Lebenswandel eines Christen und kann auch nicht durch eine „erlernte Streitkultur“ vergeistlicht werden. Im Gegenteil! Über Jesus und Gottes Volk heißt es:

Er kämpft und streitet nicht; er lässt seine Stimme nicht durch die Straßen der Stadt hallen. (Matthäus 12:19 / HfA)

Will heißen: Jesus ist kein Streithahn – und Seine Nachfolger sollen es ebenso wenig sein. Jesus ist der himmlische Friedefürst und wir dürfen in Seinem Namen Friedensstifter sein.

Lasst uns von den Krähen lernen. Lasst uns nicht aus Futterneid, Rachsucht, Ehrsucht, Hochmut oder auch aus purer Langeweile streiten, wenn der Herr uns alles gegeben hat, um untereinander in Frieden zu leben!

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