„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 12. Juni 2023

Das Negative

 
Es ist schon interessant. Wenn wir an verschiedene Bibelstellen denken – oder an verschiedene Personen in der Bibel – dann fällt uns oft (nicht immer) zunächst das Negative auf.

In 1 Mose 3 steht verständlicherweise der Sündenfall im Vordergrund. Das Schlimmste, das auf der Erde passiert ist. Die Mutter aller schlimmen Ereignisse bis heute. Aber tatsächlich findet sich etwas so gewaltig Gutes im selben Kapitel, dass es das Negative übertrumpft. In 1 Mose 3:15 wird berichtet, wie Gott zur Schlange, zu Satan, sagt:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

In Vers 21 lesen wir:

Und Gott der Herr machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.

Das sind zwei Verse, die etwas Gewaltiges andeuten: Satans Macht wird besiegt werden und ein Blutopfer wird die Folgen der Sünde bedecken.

Wir sollten – nein, wir dürfen diese Verse nicht überlesen. Tatsächlich sind das die Verse, an denen wir uns festhalten können und dürfen. Dass der Sündenfall geschehen ist, stellen wir Tag für Tag fest, sowohl in der Welt wie auch in unserem Leben. Aber während das eine deprimierende Erinnerung ist, dürfen wir nicht die Verse und die Botschaft überlesen, die alles ändern kann. Jesus hat Satan besiegt und unsere Schuld vergeben – so die neutestamentliche Auflösung von 1 Mose 3:15+21.

Hier noch ein ähnlicher Gedankengang aus dem Neuen Testament. Eine der bekanntesten Episoden aus dem Leben des Petrus ist sein Fischzug. Mindestens ebenso populär, vielleicht noch populärer, ist sein Versagen, als er Jesus verleugnet. Natürlich macht uns der Bericht über sein Versagen und Jesu Reaktion darauf (nach Seiner Auferstehung) Mut. Aber die beiden Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament machen doch deutlich, wie leicht es uns fällt, einseitig fast immer das Negative zu betonen.

In unserem Alltag geht es uns mitunter nicht viel besser. Die Aussage: „Für jeden Kritikpunkt sollten wir 10 Komplimente machen“ hat schon was für sich. Wir finden das Haar in der Suppe und an einem schönen Tag kann uns eine kurze Begegnung alles verderben. In Prediger 10:1 werden wir belehrt:

Tote Fliegen bewirken, dass das Öl des Salbenbereiters stinkt und verdirbt; ein wenig Torheit wiegt schwerer als Weisheit und Ehre!

Schade! Eine einzige tote Fliege kann das ganze Öl verderben. Ein einziger Satz von uns kann den Tag unseres Nächsten verderben. Und ein einziger Satz unseres Nächsten kann unseren Tag verderben. Aber hier endet die Anwendung. Ja, das kann passieren. Aber es muss nicht passieren!

So wie wir in 1 Mose 3 des Problems Lösung erkennen – und uns darüber freuen dürfen, und so wie wir bei Petrus nicht nur das Versagen, sondern auch viele positive Beispiele finden, so können wir uns auch im Alltag wappnen, nicht bei dem Negativen hängen zu bleiben – bei dem Satz, den uns jemand an den Kopf geknallt hat, bei dem Versagen, das uns wieder mal zu Fall gebracht hat, bei dem Missgeschick, dass sich mal wiedereingestellt hat. All das muss uns nicht den ganzen Tag hinterherlaufen. All das muss nicht unsere Gedanken gefangen nehmen und uns belasten. Philipper 4:8 nennt das Gegenmittel zum Gift des Negativismus:

„Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!“

Nicht auf das Negative fokussieren, sondern auf das, was gerecht, rein und lobenswert ist. Sicher, wenn es Sünde ist, sollen wir es bekennen – und dann dürfen wir die Sünde vergessen und uns über die Vergebung Jesu freuen. Sind es negative Dinge, die wir erfahren, erfahren haben oder die uns angetan wurden, dürfen wir sie Jesus (auch immer wieder) nennen, sie hinter uns lassen und uns auf das konzentrieren, was wahrhaftig, ehrbar und liebenswert ist.

 Sicher kein einfach anzuwendendes Gegenmittel, aber ein wirksames!

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