„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 14. Juni 2021

Jesu Jünger und was ich von ihnen lernen möchte

Der Gastbeitrag heute ist auf Grundlage eines Gebetstreffens entstanden. (Zu viel, um die Details zu erklären. Zu gut, um die Gedanken nicht zu teilen).

Ich bete für sie alle, dass sie eins sind, so wie du und ich eins sind, Vater - damit sie in uns eins sind, so wie du in mir bist und ich in dir bin, und die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. (Johannes 17:21)  

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Die Jünger Jesu und was ich heute von ihnen lernen möchte…*

Simon Petrus, der Fischer. Ein starker, rauer Bursche. Impulsiv, gewöhnt an harte, körperliche Arbeit und nicht gerade schmutzempfindlich. Wieviel Zeit hatte er, um in seinen Glauben zu investieren? Sicherlich war es schwer genug, ständig zu arbeiten um seine Frau, Familie und die kranke Schwiegermutter zu ernähren.

Sein Bruder Andreas war ihm ähnlich. Vielleicht etwas weniger Verantwortung für die Familie, ungebundener und freier. Er folgte Jesus als einer der Ersten, während Petrus noch Zeit brauchte, lief Andreas Jesus schon hinterher.

Jakobus und Johannes, wurden wegen ihrer ehrgeizigen und aufbrausenden Art auch Donnersöhne genannt. Auch sie waren körperliche Arbeit gewöhnt und sicher nicht zimperlich. Diese 4 Fischer zusammen… da ging es bestimmt oft rau zu.

Simon, der Zelot. Er war radikaler; bereit, gegen die Römer zu kämpfen. Er schreckte bestimmt selbst vor körperlicher Gewalt nicht zurück.

Daneben Levi (oder Matthäus, wie er später genannt wird).  Matthäus, der Zöllner, ein Zahlen-Mensch, ein Planer und „genau-Berechner“! Reich, pingelig und auf Sauberkeit bedacht! In seiner Luxusvilla mangelte es ihm an nichts. Er verdiente sein Geld durch einen Regierungsjob und hatte kein Problem damit, sich für seinen Reichtum der politischen Führung der Römer unterzuordnen.

Sollte ihn einer der Jünger schon vorher gekannt haben, hätte er damals sicher kein Wort mit ihm gesprochen. Es gab kaum oder keine Gemeinsamkeiten mit ihm. Außer, dass sie vielleicht aus der gleichen Gegend stammten.

Dann Nathanael, einen Jünger, der vorher mit Johannes dem Täufer umhergezogen war. Er dachte viel über Gottes Wort nach und war bereits vorher sehr religiös. Kein Bett, kein Bad und Heuschrecken essen – für ihn kein Problem. Er verzichtete auf Vieles, um Gott näher zu sein und Gottes Gebote zu halten. Die politischen Verhältnisse interessierten ihn sicher weniger. Er zog umher und hatte wenig oder keinen Besitz.

Das war eine Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein konnte. Im normalen Leben hätten sie sich vermutlich nicht einmal an denselben Tisch gesetzt, sorry: gelegt. Zu viele Unterschiede! Unterschiede in der religiösen Ausrichtung, der politischen Gesinnung oder auch der Körperhygiene. Einige waren arm andere reich ....

Aber als Jesus sie in Seine Nachfolge berief, war das das Einzige, was für sie alle zählte. Sie rauften sich zusammen und gingen gemeinsam Seinen Weg. Nicht nur in Gedanken, sondern real, einen Schritt vor den anderen. Sie waren fast jeden Tag zusammen. Nicht, dass ihre Unterschiede etwa verschwanden. Aber ihre Unterschiede rückten in den Hintergrund und verloren ihre Priorität in dem Leben der Einzelnen.

Es wird nicht immer einfach gewesen sein, und es gab bestimmt den einen oder anderen Streit oder Diss, Frotzeleien und Missverständnisse.

Aber Jesus lehrte sie, dass es Wichtigeres gab, als ihre unterschiedlichen Ansichten oder Charaktere. Sie bekamen ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Aufgabe: „Gehet hin in alle Welt und verkündet den Menschen die frohe Botschaft!“ Die Nachfolge Jesu, der gemeinsame Dienst, vereinte sie – nicht nur für ein paar Tage, sondern für ihr ganzes Leben.

Das wünsche mir und meiner Gemeinde: dass wir als Gemeinde Jesu – wir als Christen heute – trotz aller Unterschiede unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Wir müssen uns nicht einig sein über Politik, Viren oder irgendwelche gesellschaftlichen Umstände. Aber wir müssen uns einig sein, dass unser gemeinsamer Weg, unsere Berufung und unser Auftrag wichtiger ist!

Bis hierhin habe ich diesen Beitrag geschrieben. Ich finde ihn inhaltlich gut. Trotzdem habe ich keinen Frieden, ihn so – mit diesen Worten – abzuschließen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich selbst total herausgefordert bin, diesen Wunsch Jesu nach Einheit, Liebe und Verständnis im Moment so zu leben. Aber ich weiß auch, dass es wichtig ist, damit ich/wir unseren Auftrag überhaupt erfüllen können.

Ich bekenne, dass es mir in dieser Situation, in diesen „Corona Zeiten“, besonders schwerfällt, andere Meinungen (politisch oder medizinisch) zu akzeptieren und ich weiß von vielen, denen es ebenso geht.

Aber auch den Jüngern ging es damals bestimmt ähnlich. Sie haben sich sicher oft genug übereinander geärgert und zu Beginn ihrer Reise hinter dem Rücken der anderen übereinander geredet. Jesus hat sie trotzdem berufen! Obwohl Er ihre Schwächen kannte. Er hat an und mit ihnen gearbeitet.

So möchte ich gerne sein: dass ich die Meinungsverschiedenheiten, die nichts mit meinem grundlegenden Glauben zu tun haben, weitestgehend ignorieren kann. Davon bin ich noch ziemlich entfernt. Es ist mein Gebet jeden Tag, dass Gott langsam, Stück für Stück, diese Liebe und diesen Frieden in mir wachsen lässt, wie damals bei den Jüngern. Ich will nicht aufgeben, mich darum zu bemühen, auch wenn es mir manchmal schwerfällt – und, ehrlich gesagt, auch öfter nicht gelingt.

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Herausfordernde Gedanken, denen wir uns gerne im Sinn und im Gebet anschließen!

* Gastbeitrag von Sandra Müller / CCFG

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