„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Donnerstag, 16. Juli 2020

Wahrhaftig und ehrbar? – Ausgedient!

Ok, nicht überall haben diese beiden Eigenschaften ausgedient. Aber vielerorts schon – und leider auch unter uns Christen. Wäre es anders, würde der Vers aus Philipper 4:8 nicht so außerirdisch klingen:

Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgend-eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!

Wie wahrhaftig und ehrbar muss es denn sein?

Eine Geschichte erzählt von zwei Brüdern, die reich, aber sehr böse waren. Beide lebten ein sehr wildes Leben und benutzten ihren Reichtum, um die dunkle Seiten ihres Lebens zu vertuschen. Sie besuchten dieselbe Kirche und spendeten große Summen für verschiedene kirchliche Projekte. Dann starb einer der Brüder ganz plötzlich, und der Pastor wurde gebeten, auf der Beerdigung zu predigen. Der überlebende Bruder gab dem Pastor einen Umschlag mit einem fetten Scheck, der den gesamten Betrag für den neuen Gemeindesaal abdecken würde. Er bat den Pastor nur um einen Gefallen: „Sagen Sie den Menschen bei der Beerdigung, dass mein Bruder ein heiliges Leben geführt hat.“ Der Pastor wollte den Scheck, sah aber keine Möglichkeit, solch eine Erklärung über den Verstorbenen abzugeben. Dann kam ihm eine Idee. Er gab dem Bruder sein Wort, dass er solch eine Aussage machen würde, zahlte den Scheck auf der Bank ein und sagte am nächsten Tag bei der Beerdigung: „Dieser Mann war ein gottloser Sünder, böse bis in Mark und Bein. Aber im Vergleich zu seinem Bruder: er war ein Heiliger."

Interessant, was für Wege wir oft finden, wenn es um die Wahrheit geht. Relativ neu hat sich der Ausdruck „Alternative Fakten“ etabliert. Immer noch aktuell ist die Bezeichnung und Praxis der Notlüge. Beides sind allerdings Begriffe, die die Bibel weder kennt noch absegnet. Im Gegenteil: Der aufrichtigste, offenste und ehrlichste Mensch, der je auf der Welt lebte – Jesus – personifizierte die Wahrheit ohne Trick und ohne Schatten. Ja ist bei Ihm ein Ja, und Nein ist bei Ihm ein Nein.

Die Aufforderung, darüber nachzudenken, was wahr ist, lässt sich leicht verknüpfen mit der nächsten Aufforderung: darüber nachzudenken, was ehrbar, ehrwürdig ist.

Warum fällt es uns so leicht, nachzudenken über das, was nicht ehrwürdig ist, was andere falsch machen, falsch sehen, falsch schreiben oder falsch sagen? Wir hören etwas, das nach unserem Ermessen nicht ehrwürdig ist – und schon beginnen unsere Gedanken, das Gegenargument zu formulieren. Nicht, dass es sich dabei um heilsnotwendige Wahrheiten mit Ewigkeitswert drehen müsste. Nein – oft sind es belanglose oder relativ belanglose Meinungen, die wir vehement vertreten und ganz vergessen, über das nachzudenken, was ehrwürdig ist, was den anderen ehrt.

Wollen wir nicht mal versuchen, den Rest dieser Woche ganz bewusst nach diesem Auftrag Gottes zu leben und darauf zu achten, über das nachzudenken, was wahr und ehrbar ist – und gleichzeitig das Gegenteil zu meiden? Beides gehört zusammen: das eine zu meiden und das andere zu suchen.

Vermutlich werden viele von uns so gesegnet sein, dass wir nächste Woche gleich am ersten Tag erneut damit beginnen. Gott segne uns dabei!