„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 9. März 2020

(Un)Beantwortetes Gebet

Rev. David Holwick erzählt in seinerPredigt über James Long. Obwohl James Long seinen Onkel Carl nie kannte, war es Onkel Carl, der Zwillingsbruder seiner Mutter, durch den seine Zweifel begannen. Das war lange bevor James überhaupt zum Glauben kam. Onkel Carl war „ein unbeantwortetes Gebet“ – lange bevor James Antworten fand. Onkel Carl erfuhr – wie es schien – die Kälte des Himmels – lange bevor James die Wärme der Liebe Gottes erfuhr.

Carl starb im Alter von 17 Jahren bei einem ungewöhnlichen Unfall. Er überlebte nur kurz in der sterilen Welt eines Krankenhauses in Kansas, das allerdings auch nur im Koma. Und während er da lag, eingeengt zwischen Tod und Leben, beteten seine Brüder und Schwestern für ihn. Sie klammerten sich an Fetzen des Glaubens, an denen sie sich festzuhalten versuchten. Aber Carl starb.

Jahre später teilte James Mutter ihm oft ihre Erinnerungen mit. Sie erzählte ihm, wie sie gebetet hatte, dass ihr Zwillingsbruder Carl überleben würde. Sie erzählte James, wie ihre Mutter eines Tages endlich mit der Nachricht aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war, dass Carl nicht nach Hause kommen würde.

"Aber ich habe gebetet", klagte James' Mutter. "Ich habe gebetet, dass er leben würde."
Und ihre Mutter – James Oma – hatte sie mit dem Geständnis erschreckt: "Ich habe gebetet, dass er NICHT leben würde."

Hätte Carl "gelebt", wäre er lebensunfähig gewesen. Noch bevor er starb, hatte dieser grässliche Unfall eine unumkehrbare Arbeit in seinem Körper geleistet. Und Oma konnte es nicht ertragen, ihren Sohn in einem solchen Tod weiterleben zu sehen.

Und so rang James Mutter mit Zweifel und Glauben, mit unbeantwortetem und beantwortetem Gebet, mit der Kälte des Himmels und der Wärme des Himmels. Jahre später beteiligte sich James an diesem inneren Kampf, um einen Onkel trauernd, den er nie kennengelernt hatte.

Wir Christen wollen nicht an Gott zweifeln und die Grundlage unseres Glaubens in Frage stellen, aber die meisten von uns erwischt der Schmerz des Lebens unvorbereitet. Die Realität lässt uns Stolpern. Im Wettstreit mit dem Glauben überholen uns die Zweifel, weil uns das Leid der Welt, persönliche  Niederlagen und Schwachheiten ablenken und in den Ohren gellen. Wenn der Glaube unser Leid nicht ausreichend anspricht, was nützt er dann?

Die Bibel gibt uns nicht auf alle unsere „Warum?“ Fragen eine Antwort. Aber sie gibt uns verschiedene Hilfestellungen für die harten Zeiten unseres Lebens:

Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, dass die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung. (Römer 5:3+4)

Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet! (Römer 12:12)

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber danach erkennen. (Johannes 13:7)

Und dann noch der vielleicht bekannteste Volltreffer auf die „Warum?“ Frage. Allerdings sollte man diesen Volltreffer verinnerlichen, bevor die Frage auftaucht. Denn wenn sie sich erst mal stellt, ist die Antwort aus Römer 8:28 für manchen schwer verdaulich:

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.

Manchmal bleiben unsere Gebete tatsächlich unerhört, wie etwa das Gebet von James Mutter für Carl, ihren Zwillingsbruder. Gott hatte höhere Pläne.
Und manchmal bleibt Gebet zunächst scheinbar unerhört. Aber wir dürfen auch dann Gott vertrauen und wissen, dass Gottes Handeln immer das Beste ist für uns – sei es durch unerhörtes, erhörtes oder verzögert erhörtes Gebet!

Wir dürfen unserem Herrn vertrauen!

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