„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Freitag, 18. Oktober 2019

Wohlstandsevangelium

Die einen lehren es, die anderen leugnen es: Die Lehre, dass Gott uns alle reich und gesund machen möchte. Leider ist die damit verbundene Form des „name it and claim it“ (benenne es und beanspruche es) wenig hilfreich für ein biblisch gegründetes Gebetsleben. Diese Denkrichtung macht uns bequem und selbstzufrieden; sie lässt uns beten, dass unser (westlich geprägtes Wohlstands-) Leben das „Normale“ bleibt und lässt uns nur dann intensiv beten, wenn unser Wohlstand oder unser Luxus Wohlstand gefährdet ist.

Nach dem Wohlstandsevangelium sollte Gesundheit und Wohlstand von Gott „eingefordert“ werden, egal, ob es um Finanzen, Ehe, Gesundheit, Erfolg oder sonst etwas geht, das uns das Leben angenehmer macht. Eine Aussage dieses Evangeliums lautet: „Da ich ein Kind des Königs bin, habe ich auch das Recht, wie ein König zu leben!“ Hört sich gut und wünschenswert an, aber geht am Beispiel Jesu, am Beispiel der Apostel, der Urgmeinde und den Nachfolgern Jesu in über 2000 Jahren Kirchengeschichte vorbei. Wenn die Augen nur auf das gerichtet sind, was mir gut tut, mir weiter hilft und mich zufriedenstellt, geht es am Wort Gottes vorbei. Denn dann sind unsere Augen (mehr oder weniger) vor dem Elend der Welt verschlossen, ebenso wie den Seligpreisungen oder anderen Aussagen der Bergpredigt. Auch die Ohren sind verschlossen vor den Aussagen Jesu, wie der in Matthäus 16:24:

Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst
und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!

Oder der klare Aussage des Paulus:

Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus,
werden Verfolgung erleiden. (2 Timotheus 3:12)

oder auch dem Vorbild der Urgemeinde, das in Hebräer 10:34 beschrieben wird:

„Denn ihr  habt sowohl mit den Gefangenen gelitten
als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen,
da ihr wisst, dass ihr für euch selbst
einen besseren und bleibenden Besitz habt.“

„Es gibt kaum Beweise dafür, dass Paulus jemals für ein gutes Leben betete. Obwohl er Zeit im Gefängnis verbrachte, betete er nicht um Befreiung. Er stand immer unter Verfolgung, aber er bat nie darum, davon befreit zu werden. Paulus hatte ein schweres und aufregendes Leben, das voller Schwierigkeiten und Beschwerden war. Er litt, WEIL er betete und nicht, weil er versäumte zu beten. Er betete, dass Gott ihn wie Jesus machen solle und ihn gebrauchen solle, die Welt für Christus zu gewinnen.“ (Zitat; Hervorhebung nachgetragen)

Der Wunsch, Jesus zu ehren in den Umständen, die Gott zuließ, war für Paulus stärker als der Wunsch, dass Gott die Umstände verändern würde.

Rückwirkend hätte Hiob sicher ähnlich geurteilt, nachdem er durch unsagbares Leid gehen musste. Aller Wohlstand, alle Kinder, alle Freundschaft und selbst der Beistand seiner Frau wurden ihm nicht gegeben, sondern genommen! Kein Wohlstandsevangelium! Hiob bat auch nicht darum, dass Gott ihm alles zurückgeben würde. Aber als sein Leid zum Ende kam – und bevor Gott ihn erneut mit irdischen Segnungen segnete (um die er immer noch nicht bat!), bekannte Hiob (42:5):

„Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört,
jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.“

Nicht Wohlstand und Gesundheit hat der Herr uns auf dieser Erde versprochen, sondern Leiden. Aber dann! Jakobus schreibt (1:2):

Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet;
denn nachdem er sich bewährt hat,
wird er die Krone des Lebens empfangen,
welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.“

Paulus schreibt Ähnliches in Römer 8:18:

Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit
nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit,
die an uns geoffenbart werden soll.“

John Piper bringt es mit wenigen Sätzen blendend auf den Punkt. Der Video im Seitenfenster ist sehenswert. (Deutsche Untertzitel).

* Inspirieration und Zitat durch das Buch von Jerry Sittser: „Wenn Gott dein Gebet nicht erhört"

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