Der alte Joe lag im Sterben. Seit
Jahren war er mit Bill, früher einer seiner besten Freunde, im Streit. Jetzt aber, so kurz vor dem Tor der Ewigkeit, wollte er die Dinge
zurechtbringen und ließ Bill rufen.
Als Bill ankam, erzählte Joe ihm, dass es ihm Angst bereitete, mit so einem gespannten Verhältnis zwischen den Beiden in die Ewigkeit zu gehen. Dann, sehr widerstrebend und mit größter Überwindung, entschuldigte sich Joe für die Dinge, die er gesagt und getan hatte. Er versicherte Bill auch, dass er ihm seine Vergehen vergeben habe.
Alles schien in Ordnung zu sein, bis Bill sich zum
Gehen umdrehte. Als er die Tür öffnete, um den Raum zu
verlassen, rief Joe ihm nach: "Aber
wenn ich mich doch wieder erhole, zählt das nicht!" *
Unaufrichtige Vergebung –
in Gottes Fall undenkbar. Aber unter uns Menschen? Wie schnell behaupten wir –
zu vergeben und leben weiter, als habe sich nichts verändert. In dem Fall ist
Vergebung nicht mehr als ein totes Lippenbekenntnis.
Nun gibt es Verletzungen,
die traumatische Erfahrungen zur Folge haben. Kriminelle Handlungen, die eine
Begegnung von Opfer und Täter nicht ratsam erscheinen lassen. Aber Vergebung
bedeutet weder, Unrecht gut zu heißen oder Schlimmes als Bagatelle abzutun. Vergebung
bedeutet nicht, strafbare Handlungen ungestraft zu lassen oder so zu tun (und
empfinden zu müssen) als sei nie etwas gewesen. Vergebung bedeutet nicht einmal,
das nachher alles sein muss wie vorher. Das war es bei Adam und Eva im Paradies
auch nicht.
Ehrliche Vergebung, die
über ein Lippenbekenntnis hinausgeht, entlässt den Schuldigen aus seiner Schuld
und befiehlt ihn den Armen Gottes an. Solcher Vergebung folgen Handlungen!
Böses Gerede hört auf. Negative Gefühle werden als illegal immer wieder (… und
immer wieder) zum Kreuz Jesu gebracht – denn wir haben ja vergeben. Und
irgendwann wird Satan, unser Feind, einsehen müssen, dass unsere Vergebung –
die Entlassung des anderen aus seiner Schuld – ernstgemeint ist. Dann werden
seine Versuchungen und Angriffe schwächer. Die Kraft des Kreuzes, die Kraft des
Siegers ist auf unserer Seite.
Joe konnte sich bei seinem
Mundbekenntnis auf nichts berufen. Sein Herz war nicht bereit zu vergeben. Bei
Jesusjüngern ist das anders. Wer seinem Nächsten von Herzen vergibt, wird
überwinden. Das verspricht Gott uns höchstpersönlich in Sprüche 2:7:
“Er hält für die Aufrichtigen Gelingen bereit
und beschirmt, die in Lauterkeit wandeln!“
* Our Daily Bread, 18 Juni 18, 1994
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