Auch im 3. Brief des Johannes suchen wir Worte wie Gebet, Dank, Lob, Bitte, Opfer und
dergleichen vergeblich. Worte, die wir direkt mit Gebet verbinden, sind, wie in
seinem 2. Brief, Fehlanzeige. Dennoch fallen beim Lesen des kurzen Briefes einige
Verse auf, hinter denen sich Gebet versteck! Christsein ohne Gebet –
das ist wie ein Fisch ohne Wasser – unmöglich. Und so versteckt sich auch im 2.
Johannesbrief der Gebetsgedanke in mehreren Versen.
Als Beispiel sei Vers 2 zitiert. Johannes schreibt an
Gajus, den Empfänger des Briefes:
Mein Lieber, ich wünsche dir in
allen Dingen Wohlergehen
und Gesundheit, so wie es deiner
Seele wohl geht!
Auf den ersten Blick hört sich das an wie freundliche Einleitungsworte
in einem Brief. Wir formulieren es oft ähnlich, wenn wir schreiben: Ich hoffe, es geht Dir gut! oder Ich wünsche Dir einen guten Tag! Aber
das Wort, das hier mit „wünsche“
übersetzt ist bedeutet mehr. Das Wort εὔχομαι (euchomai) kommt 6x im Neuen
Testament vor. 3x wird es im Sinne von „wünschen“
übersetzt, 3x im Sinne von Beten. So heißt es in 2 Korinther 13:7: Wir beten
aber zu Gott. Zwei Verse weiter schreibt Paulus: „Um dieses bitten wir
auch. Und in Jakobus 5:16 fordert uns der Apostel auf: Betet
füreinander.
Durchaus kann also das Wort „euchomai“ auch mit bitten oder beten übersetzt werden, wie es auch andere deutsche Bibelausgaben
oder anderssprachige Übersetzungen tun. Somit haben wir das „versteckte“
Gebet im 3. Johannesbrief entdeckt und können berechtigt lesen:
Lieber
Freund, ich bete, dass
es dir in jeder Hinsicht gut geht,
und dass dein Körper so gesund ist, wie
ich es von deiner Seele weiß.
In unserem Alltag macht das aber einen großen Unterschied,
ob wir jemandem etwas wünschen, oder ob wir es für jemanden erbitten, nicht
wahr? Es macht einen Unterschied, ob wir uns etwas wünschen oder ob wir es uns von
Gott erbitten.
Kann ich denn alle meine Wünsche zu einem Gebet machen? Kann
ich darum beten, dass meine Mannschaft gewinnt, dass heute das Wetter schön
wird oder ich in der Klausur ein A bekomme?
Grundsätzlich dürfen wir mit Gott über alles reden. Über alles,
auch unsere Wünsche! Solches Reden mit Gott ist Gebet! Manchmal sind unsere
Gebete allerdings selbstsüchtig, unweise oder sogar schlecht für uns. Darum hat
Gott in Seiner Gnade eine Sicherung eingebaut. ER ist es, der unsere Gebete beurteilt
und darauf reagiert. Er wird uns keinen Stein geben, wenn wir Ihn um Brot
bitten. Aber Er wird uns auch keinen Skorpion geben, wenn wir Ihn um einen bitten. Gott wird keine Gebete erhören, die Seinem Willen nicht entsprechen. Eine
große Hilfe mag uns Psalm 37:4 geben, wo es heißt:
„Habe deine Lust am Herrn,
so wird er dir geben, was dein
Herz begehrt!“
Dieser Vers ist eine Megahilfe für unser Gebetsleben. Wenn
Jesus unsere Freude, unser Streben und unser Ziel ist, wenn Jesus unser Zentrum
und Lebensinhalt ist, dann wird uns ein unerfüllter Wunsch nicht weh tun. Dann
wird auch ein unerfüllter Wunsch Dankbarkeit bewirken, weil wir wissen, dass
Jesus uns gehört hat und in Seiner Weisheit anders entschieden hat. Wenn wir
unsere Freude am Herrn haben, dann werden sich unsere Gebete nicht so sehr um
unsere Wünsche drehen, sondern um Jesus, Sein Reich und Seinen Willen. Ja, dann wird Er gerne geben, was unser Herz begehrt, denn es begehrt, was Sein Herz begehrt.
Und damit zurück zu 3. Johannes 2:
Mein Lieber, ich wünsche dir in
allen Dingen Wohlergehen
und Gesundheit, so wie es deiner
Seele wohl geht!
Lass Deine Wünsche durch innige Gemeinschaft mit Jesus geboren
werden. Innige Gemeinschaft mit Jesus formt und läutert unsere Wünsche und
bringt sie vor den, der unsere Herzen sieht. Und er erkennt diese Wünsche als
erhörbare Gebete. Vielleicht sind es diese „Wünsche“, die Gott meint, wenn er
Jesaja verheißt:
Und es wird geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten;
während sie
noch reden, will ich sie erhören!
(Jesaja 65:24)
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