„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Dienstag, 15. Januar 2019

Gebet im 3. Johannesbrief


Auch im 3. Brief des Johannes suchen wir Worte wie Gebet, Dank, Lob, Bitte, Opfer und dergleichen vergeblich. Worte, die wir direkt mit Gebet verbinden, sind, wie in seinem 2. Brief, Fehlanzeige. Dennoch fallen beim Lesen des kurzen Briefes einige Verse auf, hinter denen sich Gebet versteck! Christsein ohne Gebet – das ist wie ein Fisch ohne Wasser – unmöglich. Und so versteckt sich auch im 2. Johannesbrief der Gebetsgedanke in mehreren Versen.

Als Beispiel sei Vers 2 zitiert. Johannes schreibt an Gajus, den Empfänger des Briefes:

Mein Lieber, ich wünsche dir in allen Dingen Wohlergehen
und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohl geht!

Auf den ersten Blick hört sich das an wie freundliche Einleitungsworte in einem Brief. Wir formulieren es oft ähnlich, wenn wir schreiben: Ich hoffe, es geht Dir gut! oder Ich wünsche Dir einen guten Tag! Aber das Wort, das hier mit „wünsche“ übersetzt ist bedeutet mehr. Das Wort εὔχομαι (euchomai) kommt 6x im Neuen Testament vor. 3x wird es im Sinne von „wünschen“ übersetzt, 3x im Sinne von Beten. So heißt es in 2 Korinther 13:7: Wir beten aber zu Gott. Zwei Verse weiter schreibt Paulus: „Um dieses bitten wir auch. Und in Jakobus 5:16 fordert uns der Apostel auf: Betet füreinander.

Durchaus kann also das Wort „euchomai“ auch mit bitten oder beten übersetzt werden, wie es auch andere deutsche Bibelausgaben oder anderssprachige Übersetzungen tun. Somit haben wir das „versteckte“ Gebet im 3. Johannesbrief entdeckt und können berechtigt  lesen:

Lieber Freund, ich bete, dass es dir in jeder Hinsicht gut geht, 
und dass dein Körper so gesund ist, wie ich es von deiner Seele weiß.

In unserem Alltag macht das aber einen großen Unterschied, ob wir jemandem etwas wünschen, oder ob wir es für jemanden erbitten, nicht wahr? Es macht einen Unterschied, ob wir uns etwas wünschen oder ob wir es uns von Gott erbitten.

Kann ich denn alle meine Wünsche zu einem Gebet machen? Kann ich darum beten, dass meine Mannschaft gewinnt, dass heute das Wetter schön wird oder ich in der Klausur ein A bekomme?

Grundsätzlich dürfen wir mit Gott über alles reden. Über alles, auch unsere Wünsche! Solches Reden mit Gott ist Gebet! Manchmal sind unsere Gebete allerdings selbstsüchtig, unweise oder sogar schlecht für uns. Darum hat Gott in Seiner Gnade eine Sicherung eingebaut. ER ist es, der unsere Gebete beurteilt und darauf reagiert. Er wird uns keinen Stein geben, wenn wir Ihn um Brot bitten. Aber Er wird uns auch keinen Skorpion geben, wenn wir Ihn um einen bitten. Gott wird keine Gebete erhören, die Seinem Willen nicht entsprechen. Eine große Hilfe mag uns Psalm 37:4 geben, wo es heißt:

„Habe deine Lust am Herrn,
so wird er dir geben, was dein Herz begehrt!“

Dieser Vers ist eine Megahilfe für unser Gebetsleben. Wenn Jesus unsere Freude, unser Streben und unser Ziel ist, wenn Jesus unser Zentrum und Lebensinhalt ist, dann wird uns ein unerfüllter Wunsch nicht weh tun. Dann wird auch ein unerfüllter Wunsch Dankbarkeit bewirken, weil wir wissen, dass Jesus uns gehört hat und in Seiner Weisheit anders entschieden hat. Wenn wir unsere Freude am Herrn haben, dann werden sich unsere Gebete nicht so sehr um unsere Wünsche drehen, sondern um Jesus, Sein Reich und Seinen Willen. Ja, dann wird Er gerne geben, was unser Herz begehrt, denn es begehrt, was Sein Herz begehrt.

Und damit zurück zu 3. Johannes 2:

Mein Lieber, ich wünsche dir in allen Dingen Wohlergehen
und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohl geht!

Lass Deine Wünsche durch innige Gemeinschaft mit Jesus geboren werden. Innige Gemeinschaft mit Jesus formt und läutert unsere Wünsche und bringt sie vor den, der unsere Herzen sieht. Und er erkennt diese Wünsche als erhörbare Gebete. Vielleicht sind es diese „Wünsche“, die Gott meint, wenn er Jesaja verheißt:

Und es wird geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten;
während sie noch reden, will ich sie erhören!
(Jesaja 65:24)

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