„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Der andere Teil von Jesus

Diese Tage beschäftigt mich ein Buch*, das Freunde mir geschenkt haben. Es zeigt auf, wie unfertig mein Verständnis von Jesus ist – wie viel ich noch nicht weiß, noch lernen möchte. Es zeigt mir, wie selbstdefiniert meine Nachfolge ist, statt Jesus-definiert.

Der Schweizer Missionsleiter von OM, Andreas Boppart, stellt Fragen. „Glaubst Du,
  1. … dass Jesus Zeit mit Armen und Randständigen verbracht hat?
  2. … dass Jesus mit Ausgestoßenen geredet und gegessen hat?
  3. … dass Du, was Du den Geringsten tust, direkt Jesus tust?
  4. … dass Jesus das Leben deiner Freunde positiv verändern kann?
Nachdem alle Gefragten zugestimmt hatten, fragt er weiter:
  1. Glaubest du, dass Jesus uns zur Nachfolge herausfordert?
Nachdem auch diese Frage von allen Gefragten bejaht wird, stellt er die ersten Fragen in leicht abgeänderter Form:
Hast du in den letzten Tagen …
  1. … Zeit mit Armen und Randständigen verbracht?
  2. … mit Ausgestoßenen geredet und gegessen?
  3. … einem „Geringsten“ etwas Gutes getan?
  4. … Jesus bewusst in das Leben deiner Freunde hineingetragen?
Die positive Antwortrate lag zwischen 4 und 14% (Durchschnitt ca 8%) und ich selbst musste beschämt feststellen, wie selbstdefiniert, statt Jesusdefiniert meine Nachfolge ist.

Außerdem zitiert Boppart Papst Franziskus. Egal, wie man über den katholischen Pontifex denkt, in Manila sprach er nachdenkenswerte Worte, die jeden Jünger zum Nachdenken bringen sollte. Papst Franziskus sagte:

„Liebe junge Freunde und Freundinnen, der Welt von heute fehlt das Weinen! Es weinen die Ausgegrenzten, es weinen die Ausgeklammerten, es weinen die Verachteten, doch diejenigen, die wie wir ein mehr oder weniger sorgenfreies Leben führen, verstehen nicht zu weinen. Gewisse Realitäten des Lebens sieht man nur mit Augen, die durch Tränen reingewaschen sind. Ich lade jeden von euch ein, sich zu fragen: Habe ich gelernt zu weinen? Habe ich gelernt zu weinen, wenn ich ein hungriges Kind sehe, ein Kind unter Drogeneinfluss auf der Straße, ein obdachloses, ein verlassenes Kind, ein missbrauchtes Kind, ein von der Gesellschaft als Sklave benutztes Kind? Oder ist mein Weinen das eigensinnige Weinen dessen, der weint, weil er gerne noch mehr haben möchte“

Auch diese Worte hinterfragen meine Nachfolge, denn die Schrift sagt an mehreren Stellen, dass auch Jesus weinte. Ich frage mich: Lebe ich nach Römer 12:15:

„Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!“

Kann ich noch weinen? Weinen, wenn es nicht um mich geht? Oder ist mein Weinen ein solches, wíe oben beschrieben: „das eigensinnige Weinen dessen, der weint, weil er gerne noch mehr haben möchte“?

Jesus weinte mit denen, die weinten und Er weinte über die, die verloren umherirrten. Nachfolge bedeutet, das „Weinen Jesu“ neu zu lernen und Ihm auch darin nachzufolgen.
Der andere Teil von Jesus – all das von Ihm, das ich bisher noch nicht kennengelernt und gesehen habe. Die Tiefe, in die ich noch nicht mit Ihm hinabgestiegen bin und die Höhen, die noch nicht mit Ihm erklommen wurden.

Nachfolge ist nicht die pragmatische Einstellung, dass ich doch Christ bin. Nachfolge ist Jüngersein – Jesus immer besser und immer wieder neu kennenlernen – vor allem den anderen, noch unbekannten Jesus, der in meinem Leben Fuß fassen möchte.

* A. Boppart: Unfertig / Jesusnachfolge für Normale; SCM R. Brockhaus; 2. Auflage (Febr. 2016)

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