Das Buch Esther ist ein herrliches Buch. Wir nehmen es
gerade im Gottesdienst durch. Aber es war lange Zeit ein eher „umstrittenes“
Buch. Das jüdische Opfersystem wird nicht erwähnt. Das mosaische Gesetz auch
nicht. Vor allem aber wird der Name Gottes nicht ein einziges Mal erwähnt. Das
hat manche Theologen stutzig gemacht. Ebenso wie die Tatsache, dass Gebet im Buch Esther nicht erwähnt wird. Weder das Gebet selbst, noch Loben, Preisen,
Fürbitte oder Danksagung. Nichts!
Dennoch!
Phänomenal, wie Gottes Handschrift im Buch Esther zu finden
ist. Man liest von Ihm in jedem Kapitel. Man spürt Seinen Atem. Man hört Sein Reden.
Man erkennt Seine Fußspuren und man fühlt sich zu Seinem Charakter hingezogen. Aber
in alledem bleibt Gott im Hintergrund, ohne genannt zu werden. Geschichte ist
eben immer Gottes Geschichte, egal, ob Er deutlich zu erkennen ist oder aus dem
Hintergrund heraus die Fäden zieht.
Und Gebet?
Nun, das kommt nicht vor und ist doch da. Durch einen
Komplott wollte man das Volk der Juden im ganzen Weltreich ermorden. Von der
Jüdin Esther, ihren Dienerinnen, Mordechai und den anderen Juden in Susa wird
berichtet, dass sie fasteten, In der Bibel wird Fasten meist mit Gott und Gebet
verbunden. Und so kann man – auch ohne spezielle Erwähnung – davon ausgehen,
dass die Juden im persischen Reich den Thron Gottes mit Fasten und Fürbitte
bestürmt haben. Und die Geschichte von Esther und ihrem Volk zeigt, dass Gott
erhört hat.
Erhörtes Gebet, obwohl wir gar nichts von Gebet lesen? Hier
ein zweiter Gedanke. In Jesaja 65:24 verspricht Gott:
„Und es wird geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten;
während sie noch reden, will ich sie erhören!“
Das gibt es also auch: Gebetserhörungen ohne „offiziell
formuliertes“ Gebet. Gott sagt nicht, dass Er Gebete erhört, die nie gesprochen
werden, sondern dass Er auch Gebete erhört, bevor sie gesprochen werden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Juden im persischen
Reich in ihrer Panik gar nicht genau wussten, wie und was sie beten sollten. Sie
haben gefastet, vermutlich zu Gott geschrien, ohne konkret zu wissen, um was
sie schrien – außer um ihr Leben. Und sehr detailliert hat Gott einen Plan
durchgeführt, der das Gemetzel an Seinem Volk verhinderte. Wie überaus und
unbeschreiblich dankbar muss das Volk Ihm anschließend gewesen sein. Bis heute
erinnert das Purimfest in Israel an Gottes wunderbare, bewahrende Handeln. Er
erhörte Sein Volk, bevor sie riefen.
Lasst uns über Gebet aus dem Buch Esther lernen.
Gebet muss nicht
genannt werden, um da zu sein.
Gott erhört manchmal (nicht ohne Gebet, aber) bevor das Gebet vor Ihn kommt.
Danken dürfen wir Ihm
immer, ob wir für Sein gnädiges Handeln (schon) gebetet haben oder nicht.
Ich finde es befreiend, dass Gebet auf keiner
unverzichtbaren Formel beruht sondern auf einer unverzichtbaren Verbindung zu Jesus.
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