Fast stündlich sickern neue Informationen durch über Marcel Heße,
den Kindermörder von Herne. Ganz Deutschland hat angespannt und zum Teil
paranoid auf seine Verhaftung hingefiebert. Überall wurde er fast gleichzeitig gesehen.
Gestern wurde er in seiner Heimatstadt Herne, nicht weit von seinem Wohnort,
festgenommen. Er stellte sich freiwillig, nachdem er zwei Menschen brutal ermordet
hatte.
Eigentlich hatte Marcel gar keinen anderen Menschen, sondern
sich selbst umbringen wollen. Die Furcht, den Internetzugang durch einen
geplanten Umzug zu verlieren, und die Absage eines Jobs bei der Bundeswehr ließen
ihn zwei Suizidversuche unternehmen, die beide misslangen. Alternativ wollte er
etwas knastwürdiges begehen. 2 Morde folgten.
Ich habe die Nachrichten in diesen Tagen verfolgt, immer
wieder mal auch an meine Enkel denken müssen. Ich war erleichtert, als der
Mörder gefasst wurde. Ganz Deutschland möchte nun eine gerechte Strafe für
Marcel Heße, den schrecklichen Mörder, der sicher lebenslangen Knast verdient
hat.
Dann kam mir ein anderer Mörder in den Sinn: Ich, Wolfgang. Ja,
ich musste an mich selbst denken, wie ich gemordet habe – und mit welcher
Leichtigkeit ich den Mord abtue. (Ich wurde freigesprochen und nach diesem
Freispruch kann ich nicht mehr für dieses Verbrechen angeklagt werden). Aber verdient
hätte ich’s! Wie mir ergeht es unzähligen Mördern auf der Welt. Wir wurden
freigesprochen, man könnte auch sagen: begnadigt. Gottes Wort sagt:
„Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder;
und ihr wisst,
dass kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat.“ (1. Johannes 3:15)
Ich bin kein Mensch, der hasst. Ich kann mich nicht
erinnern, jemanden lange „gehasst“ zu haben. Aber ich kann mich nicht von gelegentlichem
Hass freisprechen. Und damit bin ich zum Mörder geworden.
Was mich erschreckt ist, wie (berechtigterweise) schockiert auch
wir Christen über die Morde in Herne sind und wie fordernd auch wir
(legitimerweise) sind, dass Marcel hart bestraft wird. Er hat sich in
grausamer, herzloser Weise an einem jungen Menschen vergriffen und dessen
Eltern und Geschwistern
unbeschreibliches Leid zugefügt. Er hat sich an der Menschheit versündigt!
Aber ich bin so wenig entsetzt über meinen eigenen Mord,
meinen Hass, der – in den Augen Gottes – den Anderen ermordet hat. Ich sage: „Ja, aber dass ist ja nur bildlich. Ich habe
mich ja an niemandem vergriffen, habe niemandem das Leben genommen!“ Richtig! Meine „Opfer“ leben noch alle. Aber
die Tat ist geschehen! Sie ist als verurteilenswerte Tat vermerkt und darauf
steht die Todesstrafe. „Ja, aber die gibt’s
ja gar nicht mehr bei uns. Ist doch alles irgendwie an den Haaren herbeigezogen!“ Falsch! Gottes Wort sagt, dass mein
Bruderhass als Mord vermerkt ist und Gottes Wort sagt (Matthäus 5:22):
„Schon der, der nur zornig auf seinen Bruder ist, wird verurteilt!
Wer zu seinem Freund sagt: `Du Idiot!´, den erwartet das Gericht.
Und wer jemanden für verrückt erklärt,
dem droht das Feuer der Hölle.“
Sicher habe ich kein Verbrechen à la Marcel Heße gegen die
Menschlichkeit begangen. Schlimmer: ich habe ein Verbrechen à la Satan gegen die
Göttlichkeit verübt.
…
und bin zu meinem Entsetzen weniger schockiert über – und mehr tolerant mit
mir, als ich es in den letzten Tagen mit dem Doppelmörder Heße war. Und – bei allem
Respekt – ich vermute, es geht uns allen so.
„Herr, gib uns
ein heiliges Entsetzen
und einen tiefen Schock über unsere Sünden,
und einen tiefen Schock über unsere Sünden,
besonders
auch die gesellschaftsfähigen!“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.