Eine alte Kirche,
welche den Sperlingen unzählige Nester gab, ward ausgebessert. Als sie nun in
ihrem neuen Glanze dastand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu
suchen. Allein sie fanden sie alle vermauert. »Zu was«, schrien sie, »taugt
denn nun das große Gebäude? Kommt, verlasst den unbrauchbaren
Steinhaufen!«
Hat Aesop es nicht treffend beschrieben? Unzählige Nester
fanden sich zunächst in dem alten Gotteshauses. Viele kleine Sperlinge
erblickten im bröckelnden Gemäuer das Licht der Welt und wurden hier flügge.
Dann aber entschieden die, die sich für die Besitzer der Kirche hielten, dass
eine Verschönerung dringend anstand. Man verbesserte, vermauerte, verschönerte,
vergoldete … und versperrte. Die Sperlinge, die ihr Zuhause in der alten
Kirche gefunden hatten, waren nun ausgesperrt. ‚Zu was taugt denn nun das große Gebäude?’ war ihre letzte Frage, bevor sie alle davon flogen.
Ja, wozu taugt ein großes, schönes, helles, dekoriertes,
bequemes, geräumiges, öffentliches, ansehliches und modernisiertes Gotteshaus
eigentlich, wenn all der Prunk und die Bequemlichkeit das Leben vertreiben?
Wie oft in den 2000 Jahren der Kirchengeschichte wurden
nicht nur die Sperlinge ausgemauert, sondern die, von denen Jesus sagt, dass
sie dem himmlischen Vater soviel mehr wert sind als Sperlinge: die Armen, die Besorgten,
die Unscheinbaren, die, die zur Modernisierung der Gebäude wenige beitragen
können. Das sind die, durch die Leben – aber auch Schmutz – in die mit Teppich
ausgelegten Gemäuer kommt. Es sind die, die sich bei aller schönen Dekoration
und aller andächtigen Stimmung in den renovierten Räumen die Frage stellen: ‚Zu was taugt denn nun das große Gebäude?’
Gemeinden und Kirchen, die begreifen, dass Menschen für Gott
wichtiger sind als Sperlinge … dass Menschen für Gott wichtiger sind als
Gebäude … und die in Menschen investieren, anstatt in Gebäude, die werden
feststellen, dass Leben im Gemäuer bleibt und neues Leben im alten Gebäude
entsteht. Denn die Liebe Gottes gilt nicht den toten Steinen, sondern den
lebendigen.
Wir möchten herzlich einladen, zu unserem Gottesdienst,
morgen um10:30 Uhr. Wir fühlen und wohl in unserem Gebäude – aber wir lieben
Jesus – und unseren Nächsten!
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