Was mir an ihrer mutigen Rede sofort ins Ohr fiel, waren die
Worte:
'Ich hatte zwei
Optionen, die eine war, zu schweigen und darauf zu warten, getötet zu werden.
Und die zweite war, die Stimme zu erheben und dann getötet zu werden. Ich habe
mich für die zweite entschieden.'
Für diese Worte gab es begeisterten Applaus! Auch ich
applaudiere ihre mutige Rede.
Meine Gedanken gehen zurück zu einem christlichen Ehepaar,
die im medizinischen Dienst in einem der ärmsten Ländern der Welt den Armen
halfen. Unterstützt wurden sie durch die jungen Pflegehelferinnen, Anita
Grünwald und Rita Stumpp, die 2009 ein Praktikum in einem Krankenhaus in der
jemenitischen Hauptstadt Sanaa machten. In einem Artikel heißt es: „[Sie wollten] ihr Leben dazu einsetzen,
dass es auf der Welt etwas gerechter zugeht.“
Bei einem Ausflug werden sie erschossen. Die deutsche Familie
mit ihren drei Kindern, die sie unterstützen, wird entführt. Zwei der Kinder
kommen frei, die anderen drei für tot erklärt. Ihr Vergehen: Der Einsatz für
die Armen, der Einsatz für eine bessere Welt, die Tatsache, dass sie Christen
waren.
Die Presse war laut und vernichtend. Die Leserbriefe
hasserfüllt, unbarmherzig und gemein, allen Verwandten und Trauernden
gegenüber.
Malalas mutige und lobenswerte Worte entzünden den Applaus
der Welt. Deutsche Reporter, die aus dem zerbombten Aleppo berichten oder die irgendwelche
Kampftruppen bei ihren Einsätzen an der Front begleiten – sie alle erhalten
Worte des Lobes und der Anerkennung für ihre (gut bezahlte) Selbstlosigkeit. Das
Rote Kreuz, das sich in die Krisengebiete der Welt wagt, um Notleidenden zu
helfen, wird moralisch und finanziell unterstützt.
All das darf man auch als Christ tun – solange man seinen
Glauben verschweigt. Malalas Worte: ‚Ich
hatte zwei Optionen, die eine war, zu schweigen und darauf zu warten, getötet
zu werden. Und die zweite war, die Stimme zu erheben und dann getötet zu
werden. Ich habe mich für die zweite entschieden’ darf man als Christ nicht
sagen. Dann gilt man als extrem, fundamentalistisch und unverantwortlich.
Als Christen müssen wir uns daran gewöhnen, mit einem
anderen Maß gemessen zu werden. Was für Nichtchristen Applaus hervorruft, ruft
für uns Verachtung hervor. Was anderen als Mut angerechnet wird, wird uns als
Verantwortungslosigkeit ausgelegt. Menschen messen mit zweierlei Maß. Und wir? Wie
reagieren wir? Jesus gibt uns die Antwort in Matthäus 5: 11-12:
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um
meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn
sie damit lügen. Seid fröhlich und
getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.“
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