„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 25. Juli 2022

Christliche „Streitkultur“?

Von der jüdischen Gemeinde einer alten Synagoge in Osteuropa wird erzählt, dass während des Gottesdienstes, als das Shema-Gebet – das Glaubensbekenntnis – gesprochen wurde, die Hälfte der Gemeinde aufstand und die andere Hälfte sitzen blieb. 

Die Hälfte, die sitzen blieb, schrie die Stehenden an, sich zu setzen. Die, die standen, schrien die Sitzenden an, aufzustehen.

Quelle: Wikimedia Commons
Der Rabbi, der sich zwar in Tora und Talmud auskannte, wusste nicht, was er tun sollte. Die Gemeinde schlug ihm vor, einen 98-jährigen Mann zu konsultieren, einen der ursprünglichen Gründer der Gemeinde, der mittlerweile in einem Seniorenheim lebte.

Der Rabbi hoffte, dass dieser alte Mann ihm sagen könnte, was die tatsächliche Tradition war. So besuchte er den alten Mann mit je einem Vertreter jeder Fraktion der Gemeinde.

Derjenige, dessen Anhänger während dem Gebet standen, sagte zu dem alten Mann: „Ist es nicht unsere Tradition, während des Gebets zu stehen?“ Der alte Mann antwortete: "Nein, das ist nicht unsere Tradition."  Dann fragte der, dessen Anhänger saßen: „Ist es nicht unsere Tradition, während dem Gebet zu sitzen?“ Der alte Mann antwortete: "Nein, das ist nicht unsere Tradition."

Jetzt war der Rabbi höchsterstaunt und sagte zu dem alten Mann: „Die Gemeindemitglieder streiten sich die ganze Zeit und brüllen sich an, ob sie sitzen oder stehen sollen …

Und der alte Mann unterbricht ihn mit leuchtenden Augen und sagt: "Ja! DAS ist unsere Tradition!"

Immer wieder mal hört man den scheinbar tiefsinnigen Spruch von einer „christlichen Streitkultur.“ Wir Christen müssten es „lernen, miteinander zu streiten.“ Ich habe diese Aussage noch nie verstanden, besonders nicht im Licht von Galater 5:19+20, wo es heißt:

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen ...

Hier wird Streit unter die „Werke des Fleisches“ eingereiht, in einem Atemzug mit Ehebruch, Götzendienst, Egoismus und vielen anderen schlimmen Dingen. Streit lässt sich weder kultivieren noch christianisieren. Streit ist nach Gottes Wort Sünde!

Lasst uns ablegen, was uns streiten lässt, angefangen von Streit über Traditionen, persönliche Meinungen, politische Einstellungen und Ansichten. Lasst uns uns um Jesus versammeln und von Ihm lernen, wenn Er uns auffordert (Matthäus 11:29):

Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir,
denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig;
so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!

Und wo wir meinen, das „Recht“ zu haben, uns durchzusetzen und auf unserer „Recht“ zu bestehen, da lasst uns nach dem Vorbild Jesu leben, das Er uns in Philipper 2:5-8 zeigt:

Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, 6 der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; 7 sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; 8 und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.

Jesu Erhöhung und Rechtfertigung erfolgte umgehend durch die Hand des himmlischen Vaters – uns zum Vorbild.

Ich möchte keine „christliche Streitkultur“ erlernen. Ich möchte es lernen, dem Vorbild Jesu zu folgen! Kommst Du mit?

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