Beim Bibellesen geht es uns oft ähnlich. Wir lesen einen
Text, erfreuen uns an den „Farben“, haben aber oft nicht ansatzweise die
Schätze entdeckt, die man hinter dem ersten Lesen entdecken kann. Wenn wir dann
den Text noch ein zweites Mal lesen … und vielleicht noch ein drittes Mal … und
suchen und nachdenken und überlegen – dann kann sich schnell ein herrliches „Aha!“ Erlebnis einstellen, das wir uns
zunächst gar nicht haben vorstellen können.
Als ich im 2 Johannesbrief nach Aussagen über das Gebet
suchte, dachte ich zunächst mal: „Fehlanzeige!“
Johannes hat in seinem 2. Brief das Gebet nicht erwähnt. Liebe und Wahrheit –
das waren schon immer zwei der Themen dieses Apostels. Aber Gebet …?
Als ich länger auf die Verse schaute, entdeckte ich es! Nicht
sofort erkennbar erschloss sich mir der versteckte Hinweis aufs Gebet. Findest
Du ihn in den beiden folgenden Versen?
„Und nun bitte ich dich, Frau —
nicht als ob ich dir ein neues
Gebot schreiben würde,
sondern dasjenige, welches wir
von Anfang an gehabt haben —,
dass wir einander lieben. Und
darin besteht die Liebe,
dass wir nach seinen Geboten
wandeln;
dies ist das Gebot, wie ihr es
von Anfang an gehört habt,
dass ihr darin wandeln sollt.“
(2 Johannes 5+6)
Natürlich sagt Johannes zunächst ausdrücklich, dass er kein
neues Gebot schreibt, sondern dass es um das Urgebot geht, einander zu lieben. Dann
aber definiert er Liebe und seine Definition lautet: Nach Gottes Geboten (beachte
die Pluralform) zu leben. Nach Gottes Geboten zu handeln erfüllt das Gebot der
Liebe.
Gebet ist kein Vorschlag Gottes; es ist ein Befehl Gottes.
Anstatt jetzt 20 oder mehr Verse zu zitieren, sollen einige wenige aus dem AT
und dem NT stellvertretend erwähnt werden:
Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Sucht mein Angesicht!« Dein Angesicht,
o HERR, will ich suchen. (Psalm 27:8)
Es sollen dir danken
die Völker, o Gott, alle Völker sollen dir danken! (Psalm 67:4)
Betet ohne Unterlass! Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille
Gottes in Christus Jesus für euch. (1 Thess.
5:17,18)
Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr
geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. (Jakobus 5:16)
Gebet – einschließlich dem Gebet füreinander – gehört zu den
Geboten Gottes, die uns befähigen, das höchste Gebot der Liebe zu praktizieren.
Immer wieder bezeugen Menschen, dass sie von Bitterkeit, Unversöhnlichkeit, Gleichgültigkeit
oder Hass befreit wurden, als sie begannen, Gott zu danken und für ihren
Nächsten zu beten.
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