„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Samstag, 27. Mai 2017

„Ich könnte mir die Blätter raufen...“

Folgende inspirierende Kurzgeschichte stammt von meinem Freund, Ekke Drodofsky, und wird mit seiner Genehmigung hier abgedruckt.

Ich hatte ihn schon lang nicht mehr gesehen. Doch ich erkannte ihn sofort wieder. Obwohl – er hatte sich schon recht verändert. Älter sah er aus, ohne Frage. Zerzaust, struppig, irgendwie ungepflegt. Etwas gebeugt kam er mir vor, auch ein wenig leidend. Naja, bei dem Alter... Aber er hielt sich noch tapfer aufrecht.

Viele Erinnerungen verbinden mich mit ihm. Ich habe ihn gekannt, als er noch jung war und in voller Blüte stand. Er ließ mich schaukeln und auf sich herumturnen. Doch darüber waren wir nun sicher beide hinausgewachsen.

 Er war ein Zwetschgenbaum. Und er stand vor meinem Elternhaus.  Als ich jetzt sinnend unter ihm saß, da wanderten meine Gedanken zurück, zurück in die Tage meiner Kindheit. Ja, dort an jenem untersten Ast, da hatte mein Vater die erste Schaukel für mich angebracht. Und da, wo der Stamm sich teilte in die starken Äste, da hatte ich oft gesessen, ein Buch in der Hand, war mit Winnetou durch die Prärien geritten, hatte mit Tom Sawyer Streiche ausgeheckt und mit Robinson auf der Insel ausgeharrt.  Aus der Vergangenheit schweifen meine Gedanken zu einem Wort des Psalmisten: „Der ist wie ein Baum, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.“ Leckere Früchte, große, fleischige Zwetschgen waren es gewesen.  Und während ich im Sinnen pendle zwischen Nostalgie und Bibelwort, ist es mir, als hör den Baum ich murmeln:

„Ich könnte mir die Blätter raufen. Was bin und bleib ich für ein Tor. Wann lerne ich es endlich, geduldig zu sein. Dankbar. Gelassen. Vertrauend.  Einfach zu ruhen in dem festen Wissen, dass der Vater im Himmel doch stets Sorge für mich trägt und mir zur rechten Zeit gibt, was mir nötig ist.  Habe ich es nicht oft genug erfahren, nicht allzu oft erlebt? Warum nur zweifle ich noch immer und stets aufs Neue an GOTTES Freundlichkeit und Treue?

Er gab mir Sonnenschein und Regen, die Frühlingsluft, das war ein Segen, den Wind, den Schatten und die Hitze, den Schnee, der vor dem Frost mich schütze. Mich besuchten Bienen und der Schmetterling, wo einer gern den andern fing. Hier sangen Finken, Amseln und Frau Meise in ihrer wundervollen Weise. Doch musst ich auch erleben, da gab es noch daneben im Winter die klirrende Kälte, den Blitz, der knapp mich verfehlte, die Glut der großen Hitze, wenn ich im Sommer schwitze, die wochenlange Trockenheit, kein Wasser gab es weit und breit. Der Hagel wollte mich vernichten, wollte mir die Äste lichten. Oft fiel mir ab das Blätterkleid noch vor dem Winter, eh es schneit. Und doch hat immer wieder, stets aufs Neue, der große GOTT erwiesen Seine Treue. Ein neuer Frühling zog ins Land, die Winterstarre ward verbannt. Ein strahlend weißes Blütenkleid, der Sommer war wohl nicht mehr weit. Und voller Früchte dann die Zweige, dass GOTTES Freundlichkeit sich zeige.

Ja, so war das, Jahr für Jahr. Und drum könnt ich mir die Blätter raufen. Warum noch immer zweifle ich, dass ER es gut nur mit mir meint? Warum glaube ich in den Tagen des Frostes nicht mehr daran, dass es auch für mich einen neuen Frühling gibt? Warum schüttle ich mich voller Widerwillen bei jedem Sturmwind, anstatt an GOTTES Hand zu glauben, die schützend mich umgibt? Ich könnte mir die Blätter raufen...“

Tja, so sitze ich nun hier, schütte über mich selbst lächelnd den Kopf, dass den alten Baum ich „murmeln höre“. Und dabei sind es nur meine eigenen Gedanken, die spazieren gehen...

Oder ist es doch mehr? Ist es nicht auch ein Reden GOTTES, der mir hier einen Spiegel vor die Augen hält? Bin ich nicht selbst wie der alte Baum, immer wieder klagend, murrend, zweifelnd an GOTTES treuer Fürsorge? - 

„Der ist wie ein Baum“, so heißt es im ersten Psalm. Ja, auch ich erlebe meine menschlichen Stürme, kenne kalte, einsame Tage, drückende Hitze, Dürre und den Hagelschlag, kenne die kleinen und großen Kümmernisse des Lebens. „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen...“. 

Mehr als einmal vergleicht die Bibel GOTT mit einem Gärtner. Und JESUS sagt in der Bergpredigt: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht, sogar noch, bevor ihr IHN überhaupt darum bittet.“ 

„Ich könnte mir die Blätter raufen...“ - Nein, lieber Baum, das brauchst du nicht.  Erst Wind und Wetter, Frost und Hitze, Sturm und Hagelschlag, haben dich zu dem gemacht, der du heute bist, haben dir deine eigene, unverwechselbare Schönheit gegeben. Und ich bin ganz sicher: Auch dieser Baum wird wieder Früchte tragen, wenn es an der Zeit ist.

„Ich könnte mir die Blätter raufen“ - Nein, besser lege deine Zweiglein ineinander wie im Gebet, strecke Deine Äste empor zu Ehre und zum Lob des großen GOTTES.

Herzliche Einladung zu unserem Gottesdienst. Wir sind Menschen, die gestrauchelt und gefallen sind, aber durch Gottes Gnade neue Kraft erhalten haben.  

Calvary Chapel Freier Grund
Bitzegarten 5 (gegenüber dem medizinischen Zentrum)
57290 Neunkirchen
Beginn: 10:30 Uhr

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