Die erste wird in Markus 12 erwähnt. Gut, es
wird nicht gesagt, dass sie alt war. Da Witwen aber in der Regel bereits etwas
älter sind, stelle ich sie mir so vor, wie die Durschnittsmaler
neutestamentlicher Bilder sie sich vorstellen: Alt, gebeugt und in Schwarz
gekleidet.
Diese Witwe war eine erstaunliche Frau. Witwen
erhielten damals keine Witwenrente. Sie waren oft arm dran, besonders, wenn sie
kinderlos geblieben waren. Ihre Mittel waren sehr begrenzt. Leben um zu
überleben, das muss das Motto vieler Witwen damals gewesen sein. Jesus aber
beobachtet bei der Markus-12-Witwe, dass sie ALLES in den Opferkasten legt, was
sie hatte, und das war etwa ein Cent. Womit hat sie denn das nächste
Mittagessen bezahlt, das nächste Stück Seife oder Bündel Brennholz? Das sagt
uns Markus nicht. Er berichtet nur, dass Jesus diese Witwe lobend hervorhebt
und uns zum Vorbild setzt. „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten
gelegt als alle, die (so furchtbar viel)
eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem
Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie
hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.“
Meine Güte, und ich mache mir Gedanken um
meine Rente in mehr als 10 Jahren, um meinen nächsten Urlaub oder das
Benzingeld für einen Besuch in einer 400 km entfernten Stadt und darum, ob ich
mir ein oder zwei neue Hemden kaufen kann. Was möchte Jesus mir durch die Witwe sagen?
Geht es vielleicht um rückhaltloses Vertrauen? Um Prioritäten oder um Liebe?
Die Andere ist Luci aus Rumänien. Im
Wartezimmer des Zahnarztes las ich über sie in der Monatszeitschrift der HMK.
Am Tag ihres 26. Geburtstages wurde sie zu 4 Jahren Haft in einem der
brutalsten Gefängnisse Rumäniens verurteilt. Ihr Vergehen: Evangelisation unter
jungen Leuten. Hunger, Kälte und Kontaktsperre waren für sie am schlimmsten.
Heute ist Luci 79 Jahre alt, kümmert sich um ihren 37jährigen, geistig behinderten
Sohn und ihre alte Schwester, die sich nicht mehr um sich selbst kümmern kann.
Luci selbst ist gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe, arbeitet aber neben
ihren Alltagsaufgaben auch noch in einer kleinen, rumänischen Gemeinde. Und sie
bezeugt: „Gott gibt mir Kraft für meinen Weg.“
Und ich? Ich bin jünger, war nie im Knast,
wurde nie ernsthaft verfolgt, habe 2 gesunde Kinder und kann mich betreffs
Gesundheit nicht beklagen. Sicher geht das vielen von uns ähnlich. Dumm nur,
dass wir so viele andere Gründe finden, uns zu beklagen. Legitime Gründe? Das
muss jeder selbst entscheiden. Was möchte Jesus mir durch das Zeugnis von Luci
sagen? Geht es vielleicht um Zufriedenheit mit Wenigem – Kraft für den nächsten
Tag ... oder auch nur den nächsten Schritt? Geht es auch hier um Vertrauen,
dass Gott sich kümmern wird, wenn ich es mal nicht mehr kann? Geht es darum,
die Arbeit für Jesus nicht zu vernachlässigen, auch wenn unser Alltag mit
vielen beschwerlichen Lasten gefüllt ist (die bei uns ja oft selbst auferlegt
sind)? Oder geht es darum, in allem dankbar zu sein?
Zwei alte Frauen – zwei Zeugnisse. Gott redet
zu uns durch Beispiele aus Seinem Wort und Er redet zu uns durch Vorbilder aus
unseren Tagen. Wo wir denen folgen, die Jesus folgen, da hinterlassen
auch wir Fußspuren, denen wiederum andere folgen können und gestärkt und
angeleitet werden auf ihrem Weg mit Jesus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.