„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Freitag, 5. April 2013

Zwei alte Frauen

Heute morgen las ich von zwei alten Frauen. Beide kämpften ums Überleben – irgendwie. Die erste lebte zu biblischen Zeiten, die zweite lebt immer noch.

Die erste wird in Markus 12 erwähnt. Gut, es wird nicht gesagt, dass sie alt war. Da Witwen aber in der Regel bereits etwas älter sind, stelle ich sie mir so vor, wie die Durschnittsmaler neutestamentlicher Bilder sie sich vorstellen: Alt, gebeugt und in Schwarz gekleidet.

Diese Witwe war eine erstaunliche Frau. Witwen erhielten damals keine Witwenrente. Sie waren oft arm dran, besonders, wenn sie kinderlos geblieben waren. Ihre Mittel waren sehr begrenzt. Leben um zu überleben, das muss das Motto vieler Witwen damals gewesen sein. Jesus aber beobachtet bei der Markus-12-Witwe, dass sie ALLES in den Opferkasten legt, was sie hatte, und das war etwa ein Cent. Womit hat sie denn das nächste Mittagessen bezahlt, das nächste Stück Seife oder Bündel Brennholz? Das sagt uns Markus nicht. Er berichtet nur, dass Jesus diese Witwe lobend hervorhebt und uns zum Vorbild setzt. „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die (so furchtbar viel) eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.“

Meine Güte, und ich mache mir Gedanken um meine Rente in mehr als 10 Jahren, um meinen nächsten Urlaub oder das Benzingeld für einen Besuch in einer 400 km entfernten Stadt und darum, ob ich mir ein oder zwei neue Hemden kaufen kann. Was möchte Jesus mir durch die Witwe sagen? Geht es vielleicht um rückhaltloses Vertrauen? Um Prioritäten oder um Liebe?

Die Andere ist Luci aus Rumänien. Im Wartezimmer des Zahnarztes las ich über sie in der Monatszeitschrift der HMK. Am Tag ihres 26. Geburtstages wurde sie zu 4 Jahren Haft in einem der brutalsten Gefängnisse Rumäniens verurteilt. Ihr Vergehen: Evangelisation unter jungen Leuten. Hunger, Kälte und Kontaktsperre waren für sie am schlimmsten. Heute ist Luci 79 Jahre alt, kümmert sich um ihren 37jährigen, geistig behinderten Sohn und ihre alte Schwester, die sich nicht mehr um sich selbst kümmern kann. Luci selbst ist gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe, arbeitet aber neben ihren Alltagsaufgaben auch noch in einer kleinen, rumänischen Gemeinde. Und sie bezeugt: „Gott gibt mir Kraft für meinen Weg.“

Und ich? Ich bin jünger, war nie im Knast, wurde nie ernsthaft verfolgt, habe 2 gesunde Kinder und kann mich betreffs Gesundheit nicht beklagen. Sicher geht das vielen von uns ähnlich. Dumm nur, dass wir so viele andere Gründe finden, uns zu beklagen. Legitime Gründe? Das muss jeder selbst entscheiden. Was möchte Jesus mir durch das Zeugnis von Luci sagen? Geht es vielleicht um Zufriedenheit mit Wenigem – Kraft für den nächsten Tag ... oder auch nur den nächsten Schritt? Geht es auch hier um Vertrauen, dass Gott sich kümmern wird, wenn ich es mal nicht mehr kann? Geht es darum, die Arbeit für Jesus nicht zu vernachlässigen, auch wenn unser Alltag mit vielen beschwerlichen Lasten gefüllt ist (die bei uns ja oft selbst auferlegt sind)? Oder geht es darum, in allem dankbar zu sein?

Zwei alte Frauen – zwei Zeugnisse. Gott redet zu uns durch Beispiele aus Seinem Wort und Er redet zu uns durch Vorbilder aus unseren Tagen. Wo wir denen folgen, die Jesus folgen, da hinterlassen auch wir Fußspuren, denen wiederum andere folgen können und gestärkt und angeleitet werden auf ihrem Weg mit Jesus.

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