„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Montag, 21. November 2011

Ich liebe Traditionen! (Ein Plädoyer für Tradition)

Manchmal stelle ich ein fast „militantes“ Verhältnis von Christen gegenüber Traditionen fest. Wie ein verbranntes Kind das Feuer scheut, so scheuen sich viele Jesusjünger davor, an  Überlieferungen festzuhalten. Nicht unbedingt, weil sie schlecht sind, sondern weil man verbrannt wurde. Andere lehnen bestimmte Traditionen ab, nicht weil sie schlecht sind, sondern weil diese in Kreisen gepflegt werden, die man ablehnt. Dabei sind Traditionen weder schlecht, nur weil es Traditionen sind, noch sind Traditionen im Prinzip unbiblisch.
Das lateinische Wort „tradere“ beinhaltet den Gedanken der Überlieferung oder Weitergabe – in sich selbst nichts Negatives. Der Apostel Paulus schreibt in 1 Thessalonicher 5:21:

Prüft alles, das Gute behaltet!

Hier haben wir nicht nur einen Vorschlag, sondern einen Auftrag. Was Gut ist, das sollen wir festhalten. Bei diesem Festhalten geht es nicht darum, „Asche zu bewahren“, sondern „das Feuer weiterzureichen“. Überlieferungen, die nicht im Konflikt zum geoffenbarten Willen Gottes stehen, müssen wir prüfen. Schlechte Traditionen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass sie Gottes Macht im Leben Seiner Kinder hindern oder dass sie Leben ersetzen sollen, wo wahres Leben fehlt.

Wir alle leben mit Traditionen. Unsere Treffen am Sonntagmorgen gründen sich nicht auf ein explizites Gebot der Schrift, sondern auf eine Tradition, die es seit 2000 Jahren gibt und die es - so lange wie möglich - festzuhalten gilt. Die meisten christlichen Gemeinden oder Kirchen haben eine Gottesdienstform oder Liturgie, die in sich selbst nicht unbedingt falsch ist. Vielleicht wird sie von Anhängern anderer Gemeinden abgelehnt, aber selbst diese Kritiker kommen in der Regel aus Gemeinden, deren Gottesdienstablauf ein Maß an Tradition entwickelt hat.

Viele Traditionen bewahren Gutes, überliefern den angesammelten Erfahrungsreichtum vieler Generationen und vermitteln ein Maß an Sicherheit. Das ist durchaus positiv. Solche Traditionen liebe ich und plädiere für sie.  Erst wenn sie zu „totem Holz“ werden, das ohne Sinn und Zweck am Baum hängt – dann ist es Zeit, neuem Leben Raum zu machen. Die Gefahr liegt in der subjektiven Beurteilung der Frage: Was ist "totes Holz" und was ist lediglich "Holz, das ich ganz gerne tot sehen würde, weil es mir persönlich nicht gefällt"?

Jesus hatte bestimmte Gewohnheiten, die manchen Religiösen nicht gefielen. Er hielt dennoch daran fest. Paulus folgte Jesu Fußstapfen. Bestimmte Handlungen waren nicht vorgeschrieben, aber sie waren gut und wurden zu Gewohnheiten, die fortan regelmäßig praktiziert wurden.

Lassen wir uns durch persönliche Vorzüge, persönlichen Geschmack oder persönliche Negativerfahrungen nicht dazu verleiten, Traditionen grundsätzlich als „verwerflich“ einzuordnen. Lasst uns stattdessen alles prüfen und das Gute mutig behalten, auch wenn es unseren Geschmack nicht vollständig trifft.

2 Kommentare:

  1. Amen!Ich glaube, die Ablehnung kommt zum einen daher, dass wir als Freikirchen uns gegenüber der Landeskirchen profilieren wollen. Zum anderen ist es eine Plage der Moderne, keine Wertschätzung für überlieferte Weisheit zu haben. ...beides schlechte Gründe!

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  2. Am schwierigsten ist es doch, die eigenen Traditionen überhaupt wahrzunehmen! Beispielsweise sind die meisten Charismatiker der Ansicht, sie hätten kein Schema in ihrer Lobpreiszeit. (Haha.)

    Oder mein Lieblingsbeispiel: Die sogenannten "Abkündigungen", bei denen sonntags im Gottesdienst die wichtigsten Termine der kommenden Woche vorgelesen werden. Welche Gemeindechrist merkt denn noch, dass das ein äusserst merkwürdiges Wort ist? Welcher Gemeindekulturfremde soll da denn verstehen, was gemeint ist? Jeder normale Mensch würde "Ankündigungen" sagen.

    Unsere eigene Betriebsblindheit muss weg.

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