„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Freitag, 9. September 2011

Glaube oder Missionsgesellschaft?

Vor unserer ersten Ausreise aufs Missionsfeld wurde mir eine Frage gestellt, die mich noch heute zum Schmunzeln bringt. Mit 7 oder 8 Leuten saßen wir zum Abendessen um den Tisch herum als die Frage kam: „Geht Ihr mit Gott oder mit einer Missionsgesellschaft?“

Die Frage kam von einem Bekannten, der selbst ohne Missionsgesellschaft als Missionar im Ausland tätig war. Überrascht und nichts Böses denkend antwortete ich: “Wir haben eine Missionsgesellschaft, mit der wir ausreisen.“  Allgemeines Gerlächter!

Damals war ich – ehrlich gesagt – etwas verdutzt. Heute hole ich das Lachen nach. Aber so machen wir das manchmal – wir spielen das eine gegen das andere aus, obwohl es überhaupt keine Gegensätze gibt.

20 Jahre waren wir mit der Deutschen Missionsgemeinschaft im Ausland. Eine ausgesprochen gute und gewinnbringende Erfahrung. Haben wir damit den „Glauben“ vernachlässigt und uns auf Menschen verlassen? Nicht mehr als jeder andere Arbeitgeber, der dem Herrn in einem säkularen Beruf dient. Missionare, die über eine Missionsgesellschaft im Ausland tätig sind, haben sich bereits durch ihre „Berufswahl“ auf ein Leben im Glauben eingelassen. In der Regel bedeutet ihre Entscheidung ein Leben in einem anderen Kulturkreis, einer anderen Sprachgruppe, einem anderen Klima, weit weg von allem, was ihnen bekannt und vertraut ist. Im Fall einer Familie bedeutet es, auf die Nähe von Verwandten zu verzichten, den Kindern die eigene Kultur nur auf Sparflamme nahebringen zu können, (oft) in ein unbekanntes Schulsystem einzutauchen und vieles mehr. Nicht zu erwähnen die Entscheidung, finanziell von Spenden abhängig zu sein (hier kommt der Glaube zum Tragen, mit oder ohne Missionsgesellschaft), keine Existenz in der Heimat aufzubauen, auf der ich mich im Alter zurücklehnen kann oder langjährige Freundschaften zu verlieren, die durch den mehrjährigen Auslandsaufenthalt einfach abkühlen und sich verlaufen. Ich für meinen Teil kann sagen: „Ja, wir sind mit einer Missionsgesellschaft ausgereist. Und das hat unserem Glauben an Jesus gutgetan! So würden wir es gegebenenfalls wieder tun!“

Nie würde es mir einfallen, Missionare zu kritisieren, weil sie ohne Missionsgesellschaft aufs Missionsfeld gegangen sind. Es ist ein legitimer Weg, das Reich Gottes zu bauen. Aber noch weniger würde ich solche kritisieren,  die den Weg über eine Missionsgesellschaft gewählt haben. Hand in Hand funktioniert der Leib Christi viel besser und die Arbeit am Reich Jesu kann wesentlich effektiver und fruchtbringender getan werden. Nicht immer, aber oft, wird der Weg über eine Missionsgesellschaft als ein Weg „mangelnden Vertrauens in Gott“ abgelehnt, weil man sich einbindet in eine Struktur, die Rechenschaft fordert. Man hat Arbeitsberichte zu schreiben, Ausgaben von Arbeitsgeldern nachzuweisen und Rechenschaft darüber zu geben, wie man seine Zeit einteilt und ausfüllt. Das missfällt vielen, die individuelles, unabhängiges Arbeiten bevorzugen.  Anderen missfällt, dass sie auf dem Missionsfeld keine 100%ige Kopie ihrer Gemeinde oder Denomination produzieren können, wenn sie mit Christen anderer Schattierungen zusammenarbeiten müssen. Beides sind gefährliche Einstellungen, die in dieser Form biblisch nicht zu halten sind.

Missionsgesellschaften haben – bei allen Schwächen – in den vergangenen fast 300 Jahren bis hinein in unsere Zeit einen überaus guten und gesegneten Dienst getan. Die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) ist ein Zusammenschluss vieler bibeltreuer Missionsgesellschaften mit verschiedenen Schwerpunkten. Wer Interesse hat an Mission – und Glauben an Gott – wird unter den AEM Partnermissionen sicherlich eine gute Organisation finden, mit der man im Sinne Gottes zusammenarbeiten kann.

1 Kommentar:

  1. Hallo Wolfgang,
    wollte nur ganz kurz "reinschauen" und DANKE sagen. Ich/wir als NM wurden in den vergangenen Jahren immer kritisiert, dass wir ja schon längst keine Glaubensmission mehr seien. Da war ich gezwungen, mir darüber zwei Gedanken zu machen - und ich habe meine Kommentare auf solche Äusserungen ebenfalls in den Parametern Deiner Ausführungen gefunden.

    Es ist ein Grund zum Danken, wenn Jesus mir/uns diese Art Kurzsichtigkeit weggenommen hat.

    Herzliche Grüße,
    Irmhild

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