"Schiffe der Wüste" werden sie genannt - und das nicht umsonst. Das
wusste auch Abu Bakr, als er sich mit seinem Kamel auf die lange Reise
durch die Wüste machte. Fast unerträgliche Hitze am Tag, bittere Kälte
in der Nacht. In einer besonders kalten Nacht, Abu Baklr hatte sein Zelt
aufgeschlagen und war gerade eingeschlafen, da wurde er von einem
Geräusch geweckt. Verschlafen blinzelte er zum Eingang des Zeltes, durch
den das Kamel seine Nase steckte, um ein wenig Wärme zu genießen. Er
wollte schon aufstehen, besann sich dann aber und meinte, so ein kleines
Stückchen Kamelnase im Zelt sei wohl nicht so tragisch.
Nicht viel später wurde er wieder geweckt und erkannte, dass das Kamel
mittlerweile seinen Kopf und langhaarigen Hals ins Zeit geschoben hatte.
"Bitte," kam die Anfrage, "draußen ist es furchtbar kalt. Lass mich ein
bisschen warm werden in deinem Zelt." "Schon gut, Erlaubnis erteilt,"
meinte der Mann und drehte sich auf die andere Seite.
Es war wohl um Mitternacht, als er erneut wach wurde. Erstaunt stellte
er fest, dass sein Kamel nun mit den Vorderbeinen im Zelt stand. "Kopf
und Hals hatte ich dir erlaubt, mehr nicht," ermahnte Abu Bakr das Tier,
ließ sich aber erbitten, als ihm erklärt wurde, wie kalt es draußen
sei. Nur kurze Zeit später wachte er auf um erschrocken festzustellen,
dass das Kamel mittlerweile mit Höcker und fast vollständig in sein Zelt
gekommen war. Schon wollte er aufspringen und es zornig hinausjagen, als
das Kamel meinte: "Ich verspreche dir hoch und heilig: soweit und
keinen Zentimeter weiter! Ist doch sowieso wärmer zu zweit als allein,
oder?" Zu müde und zu faul, etwas zu erwidern, legte sich Abu Bakr
wieder auf seine Matte, aber nur um nach wenigen Augenblicken mit einem
Hilfeschrei zu erwachen. Das schwere Kamel war vollends ins Zelt
gekommen und drohte ihn zu erdrücken. "Was schreist du so herum?" kam
die Anfrage an ihn. "Draußen ist genug Platz. Für zwei ist dieses Zelt
eh zu klein. Verschwinde aus meinem Reich, du dummer Mensch!"
Wie immer man Abu Bakr auch bezeichnen mag, dumm, leichtsinnig,
inkonsequent - oft stehen wir Menschen ihm in nichts nach. Wir spielen
mit der Sünde, erlauben ihr ein klein wenig Raum. Nicht soviel, dass wir
uns unwohl fühlen und auch nicht so viel, dass wir uns sündig fühlen.
Aber genug, um uns an den Gedanken ihrer Gegenwart zu gewöhnen. Nachdem
wir uns gewöhnt haben, kommt Phase 2 und 3 und schließlich ist die Sünde
übermächtig geworden und hat uns im Griff. Wo wir anfangs noch dachten,
Dirigenten zu, werden wir dann dirigiert. Es braucht nicht viel, um den
Weg der Zerstörung zu betreten. Ein kleiner Schneeball kann eine Lawine
auslösen, die ein ganzes Dorf unter sich begräbt. Salomo drückt die
Warnung so aus:
Fangt uns doch die kleinen Füchse, denn sie verwüsten den Weinberg, wenn die Reben in schönster Blüte stehn. (Hohelied 2:15)
Tote Fliegen verderben gute Salben. Ein wenig Torheit wiegt schwerer als Weisheit und Ehre. (Prediger 10:1)
Und von Gott selbst kommt die Warnung:
Wenn du (aber) nicht recht tust, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie." (1.Mose 4:7)
Wenn also "das Kamel seine Nase heute in unser Zelt stecken will" dann
sollten wir ihm gleich eins drauf geben und es wieder raus schicken.
Kein Mitleid mit der Sünde! Kein Selbstmitleid!
Dienstag, 23. September 2025
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