„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Mittwoch, 5. Januar 2011

Dietrich B. - gestorben 9.4.1945


Ich habe mich entschlossen, in diesem Jahr gelegentlich – nicht öfter als 1x / Woche - den Text eines Liedes einzustellen. Dabei handelt es sich in der Regel um alte Lieder, deren Tiefgang viel neues Liedgut (nicht alles) in den Schatten stellt. Gelegentlich werde ich einige Hintergrundinformationen zum Lied beifügen. Auch wenn die Lieder vielen noch bekannt sein werden, lohnt es sich, die Strophen mal bewusst durchzulesen, zu singen oder am Besten: durchzubeten.

Am vergangenen Sonntag (erster Sonntag im neuen Jahr) haben wir zum Abschluss des Gottesdienstes ein Lied von Dietrich Bonhoeffer gesungen.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau (Schlesien) geboren. Er wurde nur 39 Jahre alt. Bonhoeffer war Theologe und Widerstandskämpfer im Dritten Reich und wurde wenige Wochen vor Kriegsende, am 9. April 1945 durch Erhängen im bayrischen KZ Flossenbürg ermordet. Bonhoeffer wird beschrieben als Theologe, der sich für den Menschen einsetzte, für die Arbeiterkinder in Berlin wie für die Schwarzen in Harlem / New York. Offen sprach er sich gegen Antisemitismus und Judenverfolgung aus. Schon 1932 hatte er vor dem „Führer“ als „Verführer“ gewarnt. Am 5. April, etwa 3 Monate nach seiner Verlobung,  wird Bonhoeffer festgenommen und in Berlin inhaftiert. Zwei Jahre später, nachdem sein Bruder und zwei Schwager bereits zum Tode verurteilt waren, wird auch das Todesurteil gegen Bonhoeffer durch Hitler höchstpersönlich ausgesprochen.

Nach einem kurzen Gebet im Morgengrauen am 9. April 1945 muss Bonhoeffer seine Kleider ablegen, die Stufen zum Galgen hinauf steigen und wird hingerichtet. Der Lagerarzt, H. Fischer-Hüllstrung, schreibt 10 Jahre später: "Ich habe kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen".  Sein Gefängnisfreund überbrachte dem Bischof Georg Bell später  Bonhoeffers letzte Worte: „Dies ist das Ende. Für mich der Anfang des Lebens!“

In Gefangenschaft unter einem der grausamsten Regime, die die Welt gesehen hat, entstand Anfang 1944 Bonhoeffers Lied: VON GUTEN MÄCHTEN WUNDERBAR GEBORGEN

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Text: Dietrich Bonhoeffer (1944)

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