Viele Bibelverse kann man mit theologischem Scharfsinn lesen und
interpretieren. Manche Bibelverse sind eigentlich recht klar und regen zum
Nachdenken an. Aber es gibt Menschen, die aus jedem nachdenkenswerten Bibelvers
ein Problemchen machen. Dann denken sie über ihr Problemchen nach und machen es
zu einem Problem. Um das Problem zu lösen, wird tief in der theologischen
Wortschatzkiste gekramt und eine Erklärung fabriziert, bei der man
anschließend gar nichts mehr weiß. So ergeht es manchen mit den Versen aus
Jeremia 36:1-3:
Im 4. Regierungsjahr König Jojakims, des
Sohnes Josias, sprach der Herr zu Jeremia: "Nimm eine Buchrolle und
schreib alle Botschaften auf, die ich dir seit der Regierungszeit Josias für
Israel, Juda und die anderen Völker gegeben habe! Vielleicht wird das Haus Juda
auf all das Unheil hören, das ich ihnen zu tun gedenke, dass sie umkehren,
jeder von seinem bösen Weg, und ich ihre Schuld und ihre Sünde vergebe.
Offensichtlich hatte Gott Pläne, nach denen Er mit Israel verfahren wollte.
Israel war auf einem bestimmten Weg, und Gott hatte Pläne, mit ihnen
dementsprechend umzugehen. Gleichzeitig lässt der Herr eine Türe offen, dass
Seine Pläne sich ändern. Die Pläne beziehen in diesem Fall (Jer. 36) ein, dass
Jeremia Gott gehorcht, dass Gottes Wort aufschreibt, verkündigt und es die
Menschen hören lässt. Das kann zur Folge haben, dass sich die Umstände ändern
und Gottes Pläne sich ändern.
In seinem ausgezeichneten Buch: „Gott versetzt Berge – wenn wir Ihn
bitten“ geht der Gründer von Open Doors, Bruder Andrew, ganz schlicht und
einfach mit der Aussage in Vers 3 um: Gott plant, Unheil anzurichten, wenn
Menschen nicht umkehren, aber Er ist bereit, Seine Pläne zu ändern, wenn der
Mensch sich ändert.
In 2 Mose plant Gott, das Volk Israel fast vollständig auszulöschen und mit
Mose ganz neu anzufangen. Mose aber tritt für das Volk ein und Gott ändert
seinen Plan.
Als Abraham und Gott auf dem Weg nach Sodom und Gomorrah sind, läßt
Gott Abraham Seine Pläne wissen: Sodom und Gomorrah zu verderben. Aber Abraham
ändert Gottes Pläne. Sechs mal geht Gott auf Abrahams Bitten ein und sagt
praktisch: „Na gut, Abraham. Ich ändere meine Pläne. Ich werden nicht
verderben, wenn diese oder jene Anzahl von Gerechten in den Städten gefunden
werden.“ Ich frage mich, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte Abraham
weiter gebetet.
All das soll uns
ermutigen, im Gebet dranzubleiben. Es ist kein „Glaube“, wenn Menschen sagen:
„Es geschieht ja eh Gottes Wille. Wir brauchen nicht zu beten.“ Nicht zu beten
aus was für einem Grund auch immer ist Unglaube, selbst wenn wir das unschöne
Wort „Unglaube“ durch Begriffe ersetzen, die in unserer Christenheit gesellschaftsfähiger
sind.
Gebet kann Gottes
Pläne ändern. Wir können das so aus den Bibeltexten entnehmen, uns ermutigen
lassen zu beten und Großes von unserem Gott erwarten. Dann dürfen wir erstaunt
feststellen, dass Beten wirklich hilft – vielmehr, dass Gott wirklich hilft.
Oder wir können theologisieren und erklären, dass die klaren Aussagen der Bibel
in Wirklichkeit etwas ganz anderes bedeuten und dass Gebet immer nur ein
Mysterium bleibt, weil Gott ja eh tut, was Er will.
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