„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Freitag, 5. November 2021

Was zählt?

In seinem lesenswerten Buch „Intercessory Prayer“ ruft der Autor, Dutch Sheets, dazu auf, sich gut zu überlegen, worauf wir achten und worauf wir Wert legen. Auch die Bibel ruft uns zu, himmlisch gesinnt zu sein und begründet es mit den Worten (Matthäus 6:21):

Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Sheets illustriert seine Gedanken mit den folgenden Beispielen (Eigenübersetzung):

Ich beobachtete eine Dame in San Pedro, Guatemala, die nach einer Uhr suchte. Es war die ihres Mannes, der beim Erdbeben von 1976 ums Leben kam. So auch drei ihrer Kinder. Alles, was sie und ihr überlebendes Kleinkind noch hatten, waren die Kleider auf ihrem Leib.

Ihr kleines Lehmhaus war zu einem Haufen Erde zusammengefallen. Als unser Dolmetscher sie fragte, wonach sie suche, antwortete sie: „Wir hatten eine Tüte Bohnen und die Uhr meines Mannes. Er hat hier geschlafen, als er starb“, sagte sie und zeigte auf eine Fläche von etwa drei Quadratmetern. "Es würde mir so viel bedeuten, wenn ich seine Uhr finden könnte."

Wir begannen zu graben. Obwohl es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen war, baten wir Gott um Hilfe und stampften durch den 1 Meter tiefen Dreck. In dem Moment wäre ich durch die Hölle gegangen, um diese Uhr zu finden. Wir fanden sie eine Stunde oder so später.

„Vielen Dank“, wiederholte sie unter Tränen, als sie die billige Uhr an sich drückte.

Ein „kostbarer Schatz“ ist so ein relativer Begriff dachte ich, als ich mir über die Augen wischte. Ich wünschte, die Welt könnte dies sehen. Vielleicht würden sich einige Prioritäten ändern.

Ich beobachtete, wie ein anderes Erdbebenopfer, ihre dreijährige Tochter auf dem Arm, von einer Essensschlange wegging, in der ich diente. Sie war die Letzte, die in der Schlange für die Suppe anstand. Als sie uns das Glas reichte, das sie irgendwo gefunden hatte, sahen wir sie an und sagten: „No mảs“ (Nichts mehr da). Dann beobachtete ich durch Tränen-verschwommene Augen, wie sie wegging mit ihrem hungrigen Kind auf dem Arm.

An diesem Punkt in meinem Leben kam alles durcheinander. Kleine, ordentliche Bedarfslisten verschwanden; bestimmte ‚wichtige‘ Ziele wurden seltsamerweise irrelevant. Dinge von Bedeutung waren plötzlich nicht mehr da. Bankkonten wurden anders betrachtet; Erfolg wurde neu definiert.

Als ich diese Zeilen im Buch las, wurde mir neu bewusst, wie wichtig mir Dinge sind, die eigentlich unwichtig sind. Viel von dem, was uns im Leben als Tragödie, erfahrenes Unrecht oder Leiden erscheint ist nicht viel mehr als eine Unannehmlichkeit, Unfreundlichkeit oder vermeintlich entzogenes Recht, auf das ich poche, vielleicht sogar lautstark einklage. Mein vermeintliches Recht“, Ansehen oder die Freundlichkeit meiner Mitmenschen wird mir zum  „kostbaren Schatz“ – und Gott sagt: dann sind das auch die Dinge, nach denen Dein Herz trachtet.

Jesus setzt für uns ganz andere Prioritäten. In Matthäus 6:33 lehrt Er:

Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes
und nach seiner Gerechtigkeit,
so wird euch dies alles hinzugefügt werden!

Oft hilft es uns, einfach mal über den Zaun zu schauen um zu sehen, wie gesegnet wir sind. Gleichzeitig werden uns die Augen aufgetan für das, was wirklich zählt und wirklich nötig ist. Wir werden erinnert, wie wichtig das „Trachten nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit“ ist und wie unwichtig unser eigenes Reich und unsere eigenen Rechtfertigungen sind.

Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor; denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund. (Lukas 6:45)

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