„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Donnerstag, 29. April 2021

Singen im Herzen!

Redet zueinander mit Psalmen
und Lobgesängen
und geistlichen Liedern!
Singt und spielt dem Herrn
in eurem Herzen!
(Epheser 5:19)

Es gibt viele Gründe, nicht in das Loblied für Gott einzustimmen. Manche finden Singen peinlich. Die einen meinen, den Ton nicht zu treffen, die anderen meinen, es sei nicht „cool“.

Manchmal verbietet uns eine schmerzhafte Halsentzündung das Singen und das Reden. Ganz aktuell ist das hörbare Mitsingen sogar offiziell verboten. Wohlgemerkt: nicht das Gotteslob ist verboten. Könnte man ja auch nicht kontrollieren. Nicht mal das Mitsingen ist verboten. Es geht lediglich um das laute Mitsingen, wie wir es gewöhnt sind. Eigentlich ein interessanter Selbsttest: Lobe ich Gott nur, wenn ich es laut – wie immer – tun kann, oder lobe ich ihn ebenso von Herzen im Herzen, wenn es mit den Lippen mal nicht möglich ist?

Manchmal fällt uns das gesungene Gotteslob auch deshalb schwer, weil wir durch schwere Zeiten gehen. Hiob war sicher nicht nach Singen zumute, als er dort saß, einsam und mit Schmerzen in der Asche.

Kürzlich las ich einen Artikel, in dem der Autor den oben erwähnten Vers zitierte und alle aufforderte, allezeit ein Lied mit sich zu tragen. Dabei macht es gar nichts aus, ob wir es im Herzen oder auf den Lippen haben. Gerade in den schweren und dunklen Zeiten entfalten Lieder, die Gott uns schenkt, eine heilsame Wirkung.

Pastor James H. Brookes erzählt von einem Besuch im Haus eines Freundes. Irgendwann fiel ihm das melodische Singen eines Vogels auf. Allerdings war es nicht das gewöhnliche Zwitschern eines Vogels, wie man es gewöhnt ist. Es ähnelte vielmehr den Klängen einer schönen Melodie. Zuerst erkannte Brookes gar nicht, woher es kam. Erst als er sich im Raum umsah, entdeckte er einen schönen Dompfaff in einem Käfig.

Die Dame des Hauses erklärte, es sei dem Vogel nachts beigebracht worden, so zu singen. Der Lehrer wiederholte die Noten immer und immer wieder, bis der Vogel sie nachahmen konnte. Möglich war das nur, weil es nachts dunkel im Haus war und die Aufmerksamkeit des Vogels nicht abgelenkt wurde.

Einige der bekanntesten und gesegnetsten Kirchenlieder sind Lieder, die in der Nacht entstanden sind, unter Schmerzen, in Trauer, Leid und Entbehrungen. Ebenso sind einige der tiefsten Anbetungslieder unserer Zeit solche, die in Notzeiten entstanden sind oder davon handeln.

Auch  der Psalmist spricht vom Lied in der Nacht, das nicht einfach „nur“ ein Lied ist, sondern ein Gebet zum lebendigen Gott (Psalm 42:9):

Am Tag wird der Herr seine Gnade entbieten,
und in der Nacht wird sein Lied bei mir sein,
ein Gebet zu dem Gott meines Lebens.

Die dunkelsten Stunden sind oft die Stunden, in denen Gott uns am nächsten kommt. Nicht immer merken wir das in der Stunde der Not. Aber rückblickend erkennen wir, dass die Gott-gesandte Dunkelheit uns ein herrliches Lied ins Herz geschrieben hat, dass uns den Rest unseres Lebens prägen wird.

Halte still, wenn Du den Weg nicht mehr siehst. Der Herr kann aus jeder Not ein Lied komponieren. Auch aus Deiner!

Richtigerweise belehrt Elihu den leidenden Hiob (35:10):

Aber man denkt nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer,
der Loblieder gibt in der Nacht

Wir wollen daraus lernen und beten:

Herr, offenbare Du Dich,
der Du Loblieder gibst
auch in meiner Nacht!

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