Die Geschichte der Urgemeinde und die sich entwickelnde
Kirchengeschichte haben gezeigt, dass Christen ihren Auftrag durch die
Jahrhunderte hindurch sehr ernst genommen haben. Das Erste und Wichtigste, das
Jesusjünger tun, nachdem sie die Kraft des Geistes Gottes erfuhren: sie loben
Gott und verkündigen die Frohe Botschaft. Dadurch kommen Tausende zum Glauben.
Tausende, die vorher noch aktiv gegen Jesus waren, machen jetzt eine
Kehrtwende.
Soziales Handeln kommt hinzu, wo Gott es den Jüngern oder
Seiner Gemeinde „vor die Füße“ legt. In Apostelgeschichte 3 kümmern sich Petrus
und Johannes um einen Kranken und heilen ihn im Namen Jesu. Dieses Muster zieht
sich durch die Apostelgeschichte hindurch. Soziales Handeln der Jünger und der
jungen Gemeinde war nicht unabhängig von der Verkündigung des Evangeliums.
Eintreten für Gerechtigkeit und die Hilfe an Notleidenden waren die linke Hand,
die die rechte Hand der Evangeliumsverkündigung unterstützte. Sozialer Einsatz
war das Ausrufungszeichen hinter der Predigt, die zur Umkehr zu Jesus rief.
Das erste große und deutliche Beispiel für
christlich-soziales Handeln und Einsatz für Gerechtigkeit geschieht nicht etwa durch
die Gemeinde außerhalb der Gemeinde in der Gesellschaft. Nein, es
geschieht innerhalb der Gemeinde. Davon berichtet uns Apostelgeschichte
6. Griechische Witwen waren bei der
Witwenversorgung vernachlässigt worden. Die Gemeinde reagiert und setzt Diakone
ein, die sich um eine gerechte Versorgung der Witwen kümmern sollen. Wir lesen
nicht, dass die Gemeinde versuchte, eine von Gott definierte Gerechtigkeit
außerhalb der Gemeinde in der Welt zu installieren. Eine von Gott definierte
Gerechtigkeit ist nur in einer Gemeinschaft möglich, die die Definitionen und Maßstäbe
Gottes akzeptiert – die Gemeinde Jesu. Nicht umsonst sind Christen durch
Galater 6:10 aufgefordert:
„So lasset uns Gutes tun an jedermann, aller meist aber an des Glaubens
Genossen.“
Innerhalb der Gemeinde Jesu geben Christen ein einladendes
Beispiel für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit. Trotzdem haben Christen zu
allen Zeiten die Initiative ergriffen und sich auch außerhalb der eigenen
Reihen für soziales Handeln und Gerechtigkeit eingesetzt, oft wesentlich mehr
und effektiver als ihre nichtchristlichen Nachbarn es taten. Viele
Organisationen, wie z.B. das Internationale Rote Kreuz haben auf
biblisch-christlicher Basis begonnen. Leider – und das ist immer die große
Gefahr – ging schließlich der Auftrag „Jünger zu machen“ in dem sozialen Eifer
unter. Das soziale blieb (glücklicherweise) erhalten – die Verkündigung der
Botschaft ging (tragischerweise) verloren.
Heute wird in fast allen Konfessionen und christlichen
Kreisen erneut der Ruf laut nach sozialen Aktionen, Einsatz für Gerechtigkeit
und mitunter politischem Handeln. Das soll an dieser Stelle auch nicht
hinterfragt werden. Allerdings dürfen Christen nicht die Reihenfolge einer
nichtchristlichen Gesellschaft übernehmen, sondern müssen sich konsequent und
ohne „wenn und aber“ an Gottes Reihenfolge halten. Wenn unser Einsatz für
Gerechtigkeit in der Welt, für Fairness und soziale Gleichberechtigung unsere
Prioritäten sind, dann haben wir uns vom Wort Gottes verabschiedet und die
Reihenfolge Gottes verlassen. Gottes Priorität ist und bleibt die Errettung
unsterblicher Seelen zu seiner Ehre. Das steht über der zeitlich begrenzten
fairen Behandlung oder dem gerechten Miteinander der Menschen auf der Erde, so
wünschenswert und erstrebenswert ein gerechtes Miteinander auch ist.
Machen wir uns nichts vor! Für das „Gewinnen von Seelen“ für
die Ewigkeit gibt es keinen Applaus von der Welt. Im Gegenteil: dafür ernten
wir Spott, Hass und Vorwürfe. Mittlerweile ist die Gemeinde Jesu in vielen
Teilen der Welt so konform geworden, dass nicht mehr Gottes Wort die
Tagesordnung vorgibt, sondern die Forderungen der Welt: Ja, wir dürfen und
sollen uns um die Armen kümmern – aber ohne von Jesus zu reden. Ja, wir dürfen
und sollen den Kranken helfen, aber ohne als Christen erkennbar zu sein. Ja, wir dürfen und sollen uns einsetzen für
fairen Handel und gegen Ausbeutung – aber ohne das Evangelium von Jesus in den
Mittelpunkt zu stellen. Ja, wir dürfen und sollen all das tun – aber wir sollen
es nach dem Arbeitsmuster tun, das uns Menschen vorgeben, die Jesus weder
folgen noch Ihn kennen.
Ich möchte uns alle ermutigen, für Jesus zu leben.
Konsequent, aufopfernd und barmherzig. Ich möchte uns auffordern, Seinem
Beispiel zu folgen. Jesus war für Hoffnung, für (göttliche) Gerechtigkeit, für
Fairness und gegen die Unterdrückung der Menschen. Aber Jesus hat Seinen Dienst
IMMER einzementiert in die Frohe Botschaft vom Heil. Jesus war kein
Sozialreformer. Er war ein Lehrer, der lebte, was Er lehrte. Er war kein
Weltverbesserer und wollte nie einer sein. Jesus ist ein Lebenserneuerer, und
wo Er Leben erneuert, da fällt ein Stein ins Wasser und zieht Kreise. – Mehr
davon morgen im dritten und letzten Teil dieser Miniserie.
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme
doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine
Seele wieder erlöse?“
(Matthäus 16:26)
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