Jakob hatte ein
junge, hübsche Frau geheiratet. Aber nicht alles stimmte mit Rahel.
Wie damals leider
üblich – obwohl außerhalb des Willens Gottes – hatte Jakob zwei Frauen. Und wie
es das Leben so will, hatte die eine viele Kinder und die andere keine. In
einer Kultur, in der Kinderlosigkeit Schande bedeutete, war das eine Tragödie
für Rahel. Sie reagiert nicht gut! Davon lesen wir in 1 Mose 30:1-5:
Als aber Rahel
sah, daß sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre
Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wenn nicht, so sterbe ich!
Jakob aber wurde sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich denn an Gottes
Stelle, der dir Leibesfrucht versagt? Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd
Bilha, gehe zu ihr ein, daß sie in meinen Schoß1
gebäre, und ich doch durch sie Nachkommen erhalte! Und sie gab ihm ihre Magd
Bilha zur Frau, und Jakob ging zu ihr ein. Bilha aber wurde schwanger und gebar
dem Jakob einen Sohn.
Beachte:
Weder Lea noch Jakob waren „schuld“ an Rahels Kinderlosigkeit. Aber auf Lea wird sie
eifersüchtig und auf Jakob bitter.
Rahels
fleischliches Handeln führt andere zu fleischlichen Reaktionen und Sünde: Jakob
wird zornig und schläft auch noch mit Rahels Magd.
Weiter heißt es
in 1 Mose 30:6:
Da sprach Rahel: Gott hat mir Recht
verschafft und meine Stimme erhört und mir einen Sohn gegeben!
Wie blind kann
jemand eigentlich sein? Ihre fleischlichen Reaktionen führten sie und andere in
die Sünde, deren Ergebnis sie jetzt als Gebetserhörung und Gottes Handeln für
sie bezeichnet. Welche Blindheit! Das ganze Kapitel beschreibt immer weitere
Sünden, die Rahel als geistliche Siege auslegt:
Vs 7: Und Bilha, die Magd Rahels, wurde nochmals
schwanger und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. (weitere Unmoral durch Jakob)
Vs 8: Da sprach Rahel: Kämpfe Gottes habe
ich mit meiner Schwester gekämpft und habe auch gewonnen! (weiterer
Selbstbetrug. Nicht Gottes Kampf hat sie gegen ihre Schwester gewonnen, sondern
den Kampf gegen die Sünde ihrer Eifersucht hat sie verloren. Dass Rahel im
Herzen selbst nicht an ihre vergeistlichten Erklärungen glaubte zeigt ihre
Unzufriedenheit mit „ihren“ Kindern durch die Magd. s. Vs 14)
Wenn man dann
noch bedenkt, dass Rahel keinen reinen Glauben besaß (s. Kap 31), sondern
Synkretistin war, dann geht das Verständnis ganz verloren. Sie hing an den
Hausgötzen ihres Vaters, stahl sie und log ihrem Vater ins Angesicht.
Und jetzt
kommt’s: 1 Mose 30:20+21:
Aber Gott gedachte an Rahel, und Gott
erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß. Und sie wurde schwanger und gebar
einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach von mir genommen!
In dem ganzen
Durcheinander, trotz jahrelanger Sünde und einem synkretistischen Glauben
schaut Gott (noch) tiefer als die Sünde im menschlichen Herzen. Er sieht alles:
Schmerz, Sünde, Sünder, jahrelange Entzweiungen und Unmoral. Aber Gott sieht,
erhört und nimmt sich Rahels an. Gott schützte sie vor dem Tod und ihre Familie
vor möglicherweise unsagbarem Leid durch ihren Vater Laban. Und Gott hört nicht
auf, ihren Mann, Jakob, zu segnen.
Was ist die
Aussage dieses Textes?
Mit Sicherheit
nicht, dass es egal ist, wie wir leben. Mit Sicherheit nicht, dass Sünde egal
ist. Im Alter beschreibt Jakob sein Leben mit den Worten:
„Wenig und mühselig sind meine Lebensjahre
gewesen,
und sie erreichen nicht die Zahl der Lebensjahre
meiner Väter
in den Tagen ihrer Fremdlingschaft.“ (1 Mose 47:9)
Aber wir
erkennen, wie gnädig und großmütig Gott im Leben von Rahel wirkt. Er kennt ihre
Sünde genau. Er kennt ihre zukünftigen Sünden schon im Voraus. Aber Er sieht
auch ihren Schmerz. Er erhört die schwachen, tränenreichen, verzweifelten
Gebete einer Frau, die ein paar Minuten später zu den Hausgötzen ihres Vaters
gebetet hat. Wer kann’s verstehen? Vielleicht nur derjenige, der selbst schuldbeladen
in tiefster Not und mit letzter Verzweiflung zu Gott schreit, weil er sich
sonst keinen Ausweg mehr weiß.
Gottes Umgang mit
Rahel lehrt mich die unbegreifliche Größe der Gnade Gottes!
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