„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Dienstag, 21. Juli 2015

Christ und Politik - Gedanken zu Jeremia 29:7

Sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, 
und betet für sie zum Herrn; 
denn in ihrem Frieden werdet auch ihr Frieden haben! (Jeremia 29:7)

Dieser herrliche Vers wird heute oft und freizügig zitiert, um alle möglichen Aktionen biblisch zu begründen, mit denen Christen ihren Mitmenschen Gutes tun sollen. Man lehrt, dass wir für unsere Stadt ein sichtbares, christliches Zeugnis sein - und Verantwortung und christliche Nächstenliebe zeigen sollen. Nobel – aber nicht wirklich, was der Vers sagt. Dennoch ist der Vers höchst erstaunlich:

Erstens erstaunlich, weil Israel in Gefangenschaft ist, zwangsumgesiedelt ins Land ihrer Feinde.

Gottes Auftrag an sie ist nicht, zu rebellieren oder nur das Nötigste zu tun, um zu überleben. Gottes Auftrag ist, da wo sie leben, das Beste für alle zu suchen: Das Wohl ihrer Stadt, und damit das Wohl ihrer Feinde. Deshalb erstaunt der Vers: Weil Gott Sein Volk beauftragt, in ihrem Alltag selbst für ihre Feinde das Beste zu suchen.

Zweitens erstaunlich, wegen der Art und Weise, wie der Stadt Bestes gesucht werden soll: durch Gebet! 

Viele im Volk Gottes „fühlen sich nicht danach“. Sie meinen, sie hätten Gott so enttäuscht, dass Er sie gar nicht hören möchte. Oder sie hätten so gesündigt, dass Er sie gar nicht sehen will. Oder sie hätten sich so weit entfernt, dass sie gar nicht mehr in Seine Nähe dürften. Alles falsch!

Wenn Gott seinem schwachen, gestraften und geistlich armen Volk zuruft: Betet! Betet für andere ... und damit betet Ihr auch für Euer eigenes Wohl, dann gilt das gleiche Angebot Dir und mir: Komm, bete!  Dadurch suchst Du der Stadt Bestes und wirst selbst gesegnet!

Jeremia 29:7 macht klar: „der Stadt Bestes zu suchen“ ist untrennbar mit Gebet verknüpft. Jeremia ruft nicht zu sozialen Aktionen auf – so gut und christlich die sein mögen. Aber nicht  die Waldreinigung der Gemeinde oder die Gestaltung des Ferienprogramms für arme Kinder werden namentlich erwähnt – so passend oder wünschenswert das sein mag!  Was Gott ausdrücklich beim Namen nennt, um der Stadt Bestes zu suchen, ist Gebet.

Drittens erstaunlich, weil der Vers einen entscheidenden Aspekt christlicher Politik beschreibt.

Das Wohlergehen einer Stadt zu gewährleisten ist Aufgabe der Politik – vornehmlich der Kommunalpolitik. Auch – wie der Vers erwähnt – den Frieden der Stadt und ihrer Bürger zu sichern – ist eine wichtige politische Aufgabe. Gott sagt Seinem Volk, wie sie sich an dieser politischen Aufgabe beteiligen sollen: durch Gebet!

Mit Sicherheit haben die babylonischen Politiker keinen Pfifferling für die Gebete der Juden gegeben!  Mit Sicherheit haben die babylonischen Städte, in denen Juden gebetet haben, Frieden erfahren, wie Gott es verheißen hatte!

Die Bibel sagt nicht, dass Christen nicht politisch aktiv werden sollen. Auch in unseren Städten gibt es kommunalpolitische Themen, die das Bildungssystem, die Asylpolitik, die Umwelt und vieles mehr betreffen.

Wir Christen haben unsern ersten Auftrag von Gott: zu beten. Als Christen sollten wir zuerst beten – und zwar richtig, ernsthaft, voll Glauben und intensiv – bevor wir schimpfen und demonstrieren. Gebet ist machtvoller als jede andere Aktion.

Kann es sein, dass Aktion ohne Gebet zu Enttäuschung, Wut und Frustration führen kann, während Aktionen mit oder gar durch Gebet den Frieden erhalten? Kann es sein?

Selbst wenn die Ergebnisse nicht so sind, wie ich sie mir vorstelle, so habe ich doch gebetet und weiß, dass alles in Gottes soveränen Händen ist und ich das Wichtigste und Richtigste getan habe. Jetzt muss mir alles zum Besten dienen (Römer 8:28). Über das politische Ergebnis mag ich mich vielleicht nicht freuen, aber ich habe Frieden, weil ich es mit Gott besprochen – und Ihm anvertraut habe.

Jeremia 29:7 ist also auch deswegen erstaunlich, weil Gott uns Christen das Gebet als unseren wichtigsten Beitrag in der Politik aufzeigt – auch, wenn es nicht unbedingt unser einziger Beitrag sein muss.

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