„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Donnerstag, 30. April 2015

Nepal, Jeremia und Hesekiel

Einige der Bilder sind in unser aller Köpfe – wenn wir Zeit dazu finden, uns mit der Not in Nepal zu beschäftigen. Menschenmassen auf der Fluch – weg von Kathmandu aufs Land. Was sie dort erwartet, wissen die meisten wohl nicht. Familien hausen verschmutzt unter irgendwelchen Planen – keine Wände, keinen Teppich, nur Lehmboden. Irgendwo stehen ein paar zerbeulte Töpfe, in denen man gerne etwas kochen würde ... wenn man was hätte. Ein anderes Bild zeigt eine Familie. Der eine oder andere hat noch etwas aus den Trümmern retten können – vielleicht eine Matratze, ein Bild – oder einen Hund. Tausende haben alles verloren. Alles!


Das ging mir heute Morgen durch den Kopf, als ich im Propheten Hesekiel las. Hesekiel war mit der zweiten Wegführung aus Judah nach Babylon gekommen. Seine Worte richten sich an die Mitgefangenen in Babylon, aber auch an die, die noch in Jerusalem waren. In Babylon nahm man die Gefangenschaft noch immer nicht ernst. Jerusalem stand ja noch. Der Tempel existierte ja noch. Und die (falschen) Propheten weissagten ja noch, dass alles wieder gut werden würde.



Kurze Zeit vorher hatte der Prophet Jeremia in Jerusalem gewarnt, dass das Verlangen des Volkes nach Luxus und Wohlstand ihnen zum Fall werden würde. Sie beuteten die Arbeiter aus, zahlten ihre Rechnungen nicht, zahlten keinen Lohn und ihr irdisches Wohlergehen war ihnen wichtiger als ihr geistliches. Hörte man auf Jeremia? Nein. Man arbeitete massiv gegen ihn. Solch eine Botschaft wollte man nicht hören. Jetzt prophezeite Hesekiel im entfernten Babylon:



„Sie werden ihr Silber auf die Gassen werfen,
und ihr Gold wird zu Unrat werden.

Ihr Silber und Gold kann sie nicht retten 
am Tag des grimmigen Zorns des Herrn!

Es wird ihre Seelen nicht sättigen und ihren Leib nicht füllen;

denn es ist ihnen ein Anstoß zur Sünde geworden.“



Hesekiel prophezeit, dass die Bewohner Jerusalems ihren Luxus und wertvollsten Besitz aufgeben werden, weil er sie nicht retten kann. Alles wird ihnen genommen werden. Was bleibt, ist das Hemd, das sie auf dem Leib tragen.



Mit diesen Worten der Propheten – und den passenden Bildern aus Nepal – frage ich mich, woran mein Herz hängt. Naturkatastrophen, Finanzcrashs, Brand, Krankheit und hundert andere Dinge können uns in einem Moment alles nehmen, was uns lieb ist – auch hier in Deutschland.



Silber und Gold wird dann nicht nur wertlos, sondern so nervig sein, dass es als Müll betrachtet und weggeworfen wird. Gold kann man nicht essen. Ihr Gold und Geld war ihnen zum Gott geworden – ganz ohne dass sie es gemerkt hatten. Hätte man sie gefragt, ob Silber oder Gold ihre Götzen seien, hätten sie wahrscheinlich geantwortet: Nein, Jahwe ist unser Gott; in Seinen Tempel gehen wir. Weil sie aber genug besaßen, wurde Gott gar nicht mehr gebraucht. Ihr Glaube war leer, ihr Leben drehte sich um sich selbst.



Später mussten sie erfahren:

Wie lieb sind uns unsere Götzen, wenn wir Gott nicht brauchen – und wie nutzlos sind sie, wenn wir in Not sind.

  • Nepal erinnert mich, wie wir plötzlich und unerwartet alles verlieren können, was uns im Leben Sicherheit gibt und was wir besitzen.
  • Jeremia warnt mich, dass Verlangen nach Luxus und Reichtum zu Fall bringen wird.
  • Hesekiel versichert mir, dass das Wertvollste im Leben – sofern es nicht Gott selbst ist – weder Seele noch Leib sättigen kann. Im Gegenteil, das Streben danach macht süchtig.

Wenn ich die Bilder von Nepal sehe, will ich mich daran erinnern, dass alles im Leben nur ein Hauch ist – wie die Blume, die verdorrt. Wohl dem, der sein Leben als Durchgangsreise versteht, sich nicht unnötig belastet und ablenkt, sondern nach dem strebt, was ewig ist.


PS: Mit der Erwähnung des Erdbebens in Nepal ist keine Verbindung zu irgendeiner „Strafe Gottes“ für Nepal gemeint. Es geht mir um die Bilder, die uns erinnern, wie plötzlich wir alles verlieren können. Wer christliche Hilfsaktionen in Nepal unterstützen möchte, kann das HIER tun!

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